OPEC-Schwergewicht Saudi-Arabien wird in den kommenden Tagen wahrscheinlich bestätigen, dass seine freiwilligen Förderkürzungen von einer Millionen Barrel pro Tag auch Dezember fortgesetzt werden. Davon gehen zumindest mehrere von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten aus. Schon im September hatte Riad verkündet, die Zusatzkürzungen bis zum Jahresende zu verlängern, aber gleichzeitig betont, dass man die Maßnahme von Monat zu Monat überprüfen werde.

 

Mit den umfangreichen Produktionsbeschränkungen, die die OPEC und ihre Partner (OPEC+) seit letztem Jahr umsetzen, werden täglich etwa 2,6 Millionen Barrel Rohöl vom Markt genommen. Diese für das Ölförderkartell nicht unübliche Maßnahme soll den Markt ausbalancieren und die Ölpreise regulieren. Seit über einem halben Jahr hat Saudi-Arabien, der mit Abstand größte OPEC-Produzent, diese Menge auf 3,6 Millionen Barrel erhöht und damit die Preise auf einem recht hohen Niveau gehalten.

 

Aus Analystensicht dürfte Riad erst einmal weiter an dieser Strategie festhalten. „Da Saudi-Arabien und die OPEC+ eine ‚proaktive, präventive und vorbeugende Politik‘ verfolgen und in Anbetracht der anhaltenden Sorgen um das Wirtschaftswachstum würde ich erwarten, dass Saudi-Arabien eine Verlängerung seiner freiwilligen Produktionskürzung ankündigen wird“, glaubt etwa UBS-Analyst Giovanni Staunovo.

 

Ole Hansen von der Saxo Bank hält es angesichts des aktuellen Preisniveaus und der Nachfrageschwäche für unwahrscheinlich, dass Riad seine Förderung bald erhöht – „nicht im Dezember und höchstwahrscheinlich auch nicht im ersten Quartal“. Richard Bronze von Energy Aspects schließ sich dieser Meinung an: „Wir halten es für wahrscheinlich, dass Saudi-Arabien seine freiwillige Kürzung über Ende Dezember hinaus verlängert. Die saudische Ölpolitik war das ganze Jahr über auf Vorsicht bedacht, und angesichts der zahlreichen Warnsignale für die Weltwirtschaft und die Ölnachfrage werden die Saudis sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, die Produktion zu erhöhen.“

 

An den Ölbörsen sorgt eine Verlängerung der künstlichen Angebotsverknappung für steigende Preise, auch, wenn die Marktteilnehmer die schon seit Juli laufende Maßnahme inzwischen größtenteils eingepreist haben. Eine Verlängerung ins neue Jahr hinein wäre allerdings tatsächlich eine Neuigkeit, die für Preissprünge sorgen könnte. Bei den Inlandspreisen setzen sich heute recht deutliche Preisaufschläge im Vergleich zu Donnerstagvormittag durch. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen heute etwa +0,90 bis +1,50 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch gestern Morgen.