Die Ölmärkte legen zum Wochenauftakt im frühen Handel eine Atempause ein, nachdem mit Brent und WTI die beiden wichtigsten Ölsorten am Freitag auf dem höchsten Stand in diesem Jahr ins Wochenende gegangen waren. Rohöl der Sorte Brent notiert am Montagmorgen wieder unter der Marke von 83 Dollar pro Barrel (a 159 Liter), nachdem es in den letzten zwei Wochen um fast 8% gestiegen war.
Nach Hisbollah-Ankündigung: Spannungen im Nahen Osten nehmen weiter zu
Die Ölpreise hatten sich noch am Freitag gut unterstützt gezeigt, nachdem der Chef der Hisbollah, Hassan Nasrallah, erklärt hatte, dass die Gruppe ihren Kampf mit Israel eskalieren werde. Etwa zum selben Zeitpunkt hatte Israel angekündigt, eine Bodenoffensive im Gebiet um den Grenzort Rafah im Gazastreifen zu starten, falls die Geiseln nicht vor Mitte März freigelassen werden. Beide Ankündigungen erhöhten zum Wochenschluss die geopolitischen Spannungen in einer Region, auf die etwa ein Drittel der weltweiten Ölproduktion entfällt.
Nach weiterer Huthi-Attacke: US-Luftwaffe fliegt wieder Angriffe
Am Wochenende hielten die Spannungen im Nahen Osten an, nachdem israelische Angriffe das zweitgrößte Krankenhaus im Gazastreifen außer Betrieb gesetzt hatten. Zudem hatten sich die mit dem Iran verbündeten Huthi-Milizen im Jemen zu einem Angriff auf einen nach Indien fahrenden Öltanker bekannt. Bei fünf Luftschlägen am Sonntagnachmittag durch US-Truppen sei unter anderem erstmals eine Unterwasser-Kampfdrohne der Huthi vernichtet worden, erklärte das Pentagon in Washington. Getroffen wurden demnach zudem drei Marschflugkörper und eine Schwimmdrohne.
EU startet Militäroperation im Nahen Osten
Die Außenminister der EU-Staaten wollen heute in Brüssel den Start des neuen Militäreinsatzes zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Nahen Osten beschließen. Vorrangiges Ziel ist der Schutz von Handelsschiffen vor Angriffen der militant-islamistischen Huthi aus dem Jemen.
Ölnachfrage: Unsicherheit über weitere Entwicklung
Obwohl also die nach wie vor äußerst angespannte politische und militärische Situation im Nahen Osten für weiteres Aufwärtspotenzial bei den Ölpreisen spricht, blickt man an den Rohstoffmärkten zum Wochenbeginn auch wieder verstärkt darauf, wie sich kurz- und mittelfristig die Nachfrageaussichten beim Rohöl entwickeln werden. Und hier lassen sich durchaus einige Argumente für eher wieder fallende Notierungen finden.
Nach Inflationszahlen: Spätere Zinswende stärkt Dollar und verteuert Ölkäufe
So hatten am Freitag deutlich höher als erwartete Erzeugerpreise in den USA die Befürchtung geschürt, dass eine hartnäckige Inflation und höhere Zinssätze das Wachstum des Kraftstoffverbrauchs beim weltweit größten Ölverbraucher, begrenzen könnten.
Die zum Wochenschluss gemeldeten Inflationszahlen bestärkte an den Finanzmärkten zudem die Einschätzung, dass es die US-Notenbank nicht eilig haben wird, die Zinsen zu senken. Hohe Zinssätze stützen den US-Dollar, verteuern den Ölkauf für alle Länder außerhalb des Dollarraums und sorgen damit für einen Abwärtsdruck am Markt.
Wie geht es in China weiter?
Die Internationale Energieagentur wies letzte Woche darauf hin, dass die Ölmärkte das ganze Jahr überversorgt sein könnten, zudem warf die schwache Wirtschaft Chinas Fragen zum Verbrauch auf. Die Märkte werden deshalb genau beobachten, in welche Richtung sich die Nachfrage aus China entwickelt, nachdem die Menschen im Reich der Mitte heute aus den einwöchigen Festivitäten anlässlich des chinesischen Neujahrsfests an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.
Heizölpreise kaum verändert
Der am Montagmorgen bislang zu beobachtende eher ruhige Handelsverlauf an den Ölmärkten spielt sich bislang auch in der Preisentwicklung wider. Nach der aktuellen Entwicklung von Gasoil, dem Vorprodukt von Diesel und Heizöl, wird der rein rechnerische Inlandspreis für Heizöl zum aktuellen Zeitpunkt bei ca. ±0,00 bis -0,70 Euro je 100 Liter gegenüber Freitagvormittag erwartet.