Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hatte an den Ölbörsen zuletzt kaum noch eine Rolle gespielt, nachdem sich die Ölförderung Russlands trotz zahlreicher Sanktionen als erstaunlich robust erwiesen hatte. Am Wochenende änderte sich dies jedoch mit einem versuchten Aufstand der Söldnergruppe Wagner.

 

Die russische Privatarmee und ihr Anführer Jewgeni Prigoschin hatten sich am Freitag gegen den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Präsident Putin gestellt und einen Angriff auf Moskau gestartet. Zwar blieb der Putschversuch kurzlebig und wurde ohne militärische Eskalation beendet, doch mit ihm ist die Frage nach der politischen Stabilität in Russland an die Märkte zurückgekehrt.

 

Entsprechend volatil reagiert der Ölmarkt, denn im Falle einer Verschärfung der Lage in Russland steigt auch die Risikoprämie – Öl wird teurer. Am Freitagnachmittag stiegen die börsengehandelten Rohölpreise entsprechend deutlich an. Dies sei, so meint Ölmarktanalystin Vandana Hari, allerdings „die typische Standardreaktion auf Unruhen oder Unsicherheit in einem wichtigen Förderland“ gewesen. Akute Auswirkungen auf die russische Ölförderung sieht sie aktuell nicht.

 

Dieser Meinung ist auch das internationale Beratungsunternehmen Rystad Energy, das aufgrund der „Kurzlebigkeit“ des Ereignisses erst einmal nicht mit einem signifikanten Anstieg der Ölpreise rechnet. „Wir glauben jedoch, dass das geopolitische Risiko durch die interne Instabilität in Russland zugenommen hat“, so die Rystad-Analysten.

 

Der Machtkampf zwischen Präsident Putin und Wagner-Chef Prigoschin wurde noch am Wochenende mit einer Vereinbarung beendet, die den Aufständischen Straffreiheit gewährt. Doch am Markt fragt man sich, wie stabil die Machtposition des russischen Präsidenten nach dieser Erschütterung ist. Unter Experten gilt er als angezählt. Jede länger andauernde Unruhe im Land könnte spürbare Auswirkungen auf die globalen Ölmärkte haben und den Ölpreis doch noch in die Höhe treiben.