Die Ölbörsen haben in dieser Woche ziemliche Schwankungen hingelegt. Währen der Wochenanfang noch von starken Preisanstiegen bestimmt war, geben die börsengehandelten Rohölpreise zum Ende der Handelswoche wieder leicht nach. Der Markt befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen einer knappen Versorgungslage und der Angst vor Rezession und Nachfrageeinbrüchen.

 

Energiesicherheit in Europa bleibt unsicher
Das Energiethema Nummer eins in dieser Woche war natürlich die Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Auch wenn Russland den Gashahn nicht wie befürchtet komplett abgedreht hat, bleiben die gelieferten Mengen nach wie vor gedrosselt. Zudem äußerte Moskau zuletzt diffuse Drohungen, dass die Exporte jederzeit wieder heruntergefahren werden könnten.

 

Die Energiesicherheit Deutschlands und der anderen EU-Länder bleibt damit wackelig, denn der Füllstand der Gasspeicher liegt weiterhin unter dem Niveau, auf dem er sich sonst zu dieser Jahreszeit befindet. Eine ausgewachsene Gaskrise, die in den Wintermonaten für große Probleme sorgen könnte, ist damit längst noch nicht vom Tisch und befeuert bei den Marktteilnehmern wiederum die Angst vor einer Rezession.

 

Angebotslage am Ölmarkt weiterhin knapp
Ein solcher wirtschaftlicher Abschwung würde die Ölnachfrage zum Einbruch bringen und wahrscheinlich für ähnliche Verwerfungen sorgen wie im Frühjahr 2020, als die Corona-Krise auf einen Schlag den Energiebedarf der ganzen Welt minimierte. Trotzdem sehen die meisten Marktexpertinnen und -experten keinen großen Abwärtsspielraum für die Ölpreise, denn die Angebotsseite ist und bleibt knapp.

 

So fördern die OPEC+ Länder trotz offizieller monatlicher Produktionsanpassungen nach wie vor deutlich weniger als sie laut Fördervereinbarung dürften. Hinzu kommen die fehlenden Mengen aus Russland, da die meisten Abnehmer aus westlichen Ländern ihre Ölkäufe so stark wie möglich zurückgeschraubt haben. Angebotsrückgänge hat außerdem das ölreiche Libyen zu verzeichnen, da die politische Lage im Land höchst angespannt ist.

 

Ausblick
Bei den Inlandspreisen müssen Verbraucherinnen und Verbraucher sich deshalb heute wieder auf höhere Preise gefasst machen. Im Vergleich zu gestern ist  am Freitagvormittag mit Aufschlägen von etwa +0,50 Euro bis 1,50 Euro pro 100 Liter zu rechnen.