An den Ölbörsen geht es in der ersten Wochenhälfte volatil zu und die börsengehandelten Rohölpreise schwanken stark. Neben dem grundsätzlichen Spannungsfeld aus Angebotsverknappungen durch Ausfälle in Russland, der steigenden Nachfrage in China und der allgegenwärtigen Angst vor einer globalen Rezession, richtet sich die Aufmerksamkeit der Börsenteilnehmer heute auf die USA.
Denn hier sorgte gestern die Meldung, dass Washington erneut größere Mengen Öl aus den strategischen Notvorräten auf den Markt bringen will, für Abwärtsdruck. Erst im letzten Jahr, als der Markt vor einer deutlichen Unterversorgung stand, hatte die US-Regierung die Freigabe der Rekordmenge von 180 Millionen Barrel aus der Bevorratungshaltung des Landes beschlossen.
Dass nun erneut 26 Millionen Barrel aus diesen Notvorräten, die ohnehin schon auf einem 40-Jahrestief liegen, zum Verkauf angeboten werden sollten, überrascht. Allerdings dürfte eine politisches Problem dahinter stecken, denn die Freigabe geht auf einen Beschluss des US-Kongresses aus 2015 zurück. Da der erbitterte Streit zwischen Demokraten und Republikanern in den beiden Häusern immer wieder für Blockaden sorgt, blieb der Versuch, diese Freigabe zu stoppen, erfolglos.
An den Ölbörsen sorgte die Meldung gestern Abend zunächst für Gewinnmitnahmen, da die Anleger im ersten Moment eine Überversorgung befürchtete. Allerdings hat sich die Abwärtsbewegung heute schon wieder relativiert, denn den Marktteilnehmern ist klar, dass die Notvorräte über kurz oder lang auch wieder befüllt werden müssen, so dass mittel- und langfristig eigentlich die Gefahr einer Angebotsverknappung besteht.
Im Inland müssen Verbraucherinnen und Verbraucher heute eher mit Preisaufschlägen rechnen, da die für Heizöl relevanten Mitteldestillatkontrakte, die in London an der Börse gehandelt werden, ihre Preisrallye der letzten Tage fortsetzen. Entsprechend kosten 100 Liter Heizöl heute etwa +1,70 bis +2,30 Euro mehr als gestern früh.