Die OPEC+ ist eine Vereinigung von Ölförderländern, die darauf abzielt, die Ölpreise zu stabilisieren. Saudi-Arabien und Russland sind die beiden wichtigsten Mitglieder dieser Koalition. Während Russland zu den größten Ölproduzenten gehört, ist es von großer Bedeutung, dass das Land sich an die vereinbarten Förderkürzungen hält, um das Marktgleichgewicht zu wahren. Die aktuellen Entwicklungen bezüglich der gesteigerten Ölverarbeitung in Russland werfen jedoch Fragen auf und könnten die Stabilität des Ölmarktes beeinflussen.
Zweifel an Einhaltung der Förderkürzungen
Die OPEC+ hat im Rahmen eines Abkommens beschlossen, die Ölförderung zu begrenzen, um Preise zu stabilisieren. Russland hat sich verpflichtet, seine Produktion um eine bestimmte Menge zu reduzieren. Allerdings hat Russland in der zweiten Juni-Woche trotz dieser Vereinbarung seine Ölverarbeitung gesteigert. Diese Entwicklung widerspricht den Erwartungen und wirft Zweifel auf, ob Russland die Verpflichtungen der OPEC+ wirklich einhält. Dies könnte zu Spannungen innerhalb der Koalition führen und den Erfolg der Förderkürzungen gefährden.
In der zweiten Juni-Woche wurden 5,49 Millionen Barrel (à 159 Liter) pro Tag verarbeitet, ein Anstieg um 200.000 Barrel pro Tag im Vergleich zur Vorwoche. Analysten von Kpler prognostizieren, dass mit dem Ende der Wartungsarbeiten in den Raffinerien Anfang Juli wieder die volle Kapazität zur Verfügung stehen wird. Diese Entwicklung wirft Fragen auf, da Russland als Mitglied der OPEC+, eigentlich Förderkürzungen vereinbart hat.
Potenzial für Ölexporte steigt
Russland steht am Ende seiner Wartungssaison der Raffinerien. Ein Zeitraum, in dem für gewöhnlich eine geringere Rohölverarbeitung besteht. Auch andere Ölexportländer, wie der Irak und Iran haben das Potenzial zusätzliche Mengen an Rohöl und Rohölprodukte auf den Markt zu bringen. Insbesondere wenn die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline wieder in Betrieb genommen wird, die irakisches Öl an die türkische Mittelmeerküste transportiert.
Die gesteigerte Ölverarbeitung in Russland und die potenzielle Steigerung der Ölexporte aus dem Iran und dem Irak könnten zu einem Anstieg des globalen Ölangebots führen. Dies steht im Gegensatz zu den Bemühungen der OPEC+ und anderer Länder, die Fördermengen zu begrenzen, um die Preise zu stabilisieren. Analysten der Investmentbank JPMorgan haben daher ihre Prognose für den Durchschnittspreis von Brentöl gesenkt. Die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Maßnahmen der OPEC+ möglicherweise nicht ausreichen, um das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage auf dem Ölmarkt wiederherzustellen.
Ausblick
Im Laufe des heutigen Tages werden die Heizölpreise in Deutschland etwas günstiger erwartet. Je nach Region rechnet man mit Veränderungen von ca. -0,45 bis -1,05 Euro / 100 Liter, im Vergleich zu Montagmorgen.