Die Wärmepumpe ist nicht mehr nur Alternative zu Gas- oder Ölheizungen, sondern sie stellt für viele Verbraucher mittlerweile sogar die erste Wahl dar. Für Verunsicherung sorgen allerdings immer wieder Behauptungen, dass Wärmepumpen bei hohen Minusgraden nur noch eingeschränkt funktionieren. Laut einer neuen Studie der Universität Oxford, die am Montag in der Fachzeitschrift Joule veröffentlicht wurde, müssen Wärmepumpen bei Minustemperaturen zwar härter arbeiten, sind aber immer noch zwei- bis dreimal effizienter als fossile Brennstoffe. Der Bericht könnte eine anhaltende Debatte darüber beenden, ob Wärmepumpen in kälteren Regionen eine echte Lösung für die Energieeffizienz darstellen.
Durchdringung von Wärmepumpen in kalten Klimazonen
Wärmepumpen werden in vielen Ländern immer häufiger eingesetzt. Interessanterweise ist ihr Verwendung in Europa am stärksten in Ländern mit kälterem Klima konzentriert. In diesen Ländern werden Wärmepumpen schon seit Jahrzehnten installiert, und dort ist die Verbreitung von Wärmepumpen am höchsten, sowohl was den Bestand als auch was den Neuverkauf betrifft.
Im Jahr 2021 waren in Norwegen knapp über 60 Wärmepumpen pro 100 Haushalte installiert, gefolgt von Schweden und Finnland (jeweils rund 45) und Estland (35). Diese Länder verzeichneten im Jahr 2022 auch die höchsten Pro-Kopf-Verkäufe in Europa. Die Daten geben keinen Aufschluss über die erreichte Effizienz dieser Wärmepumpen, aber der große Anteil an Installationen in Haushalten lässt darauf schließen, dass Wärmepumpen in kälteren Klimazonen effektiv für Wärme sorgen können.
Auch in der Kälte effizient
Wärmepumpen werden in verschiedenen Klimazonen zunehmend für die Raumheizung und Warmwasserbereitung eingesetzt. Die gemessenen Leistungsdaten zeigen, dass Wärmepumpen in vielen kalten Klimazonen auf der ganzen Welt die effizienteste Heizung bieten können. Da in den meisten europäischen Ländern mildere Winter mit Mindesttemperaturen von über -10 °C herrschen, legt die Analyse den Schluss nahe, dass Wärmepumpen unter diesen Bedingungen erfolgreich installiert werden können, ohne dass Bedenken hinsichtlich der Leistung oder der Notwendigkeit einer Reserveheizkapazität bestehen. Voraussetzung dafür ist eine sorgfältige Planung des Heizsystems und eine qualitativ hochwertige Installation in einem Gebäude.
Zusatzheizung nur unter Extrembedingungen erforderlich
In Klimazonen mit extrem kalten Temperaturen von bis zu -30 °C zeigten für die Studie durchgeführte Leistungstests, dass Wärmepumpen Wärme mit einer bis zu doppelt so hohen Effizienz wie Widerstandsheizungen liefern können. Die Verfasser der Studie betonen dabei jedoch auch, dass noch weitere Analysen erforderlich seien. Auch wenn die Effizienz von Wärmepumpen bei extremer Kälte abnimmt und eine Zusatzheizung erforderlich sein kann, können Luft-Wärmepumpen im Vergleich zu anderen Systemen sowohl auf Tages- als auch auf Jahresbasis erhebliche Effizienzvorteile bieten.
In extremer Kälte können Wärmepumpen mit einem COP-Wert (Coefficient of Performance) zwischen 1,5 und 2 arbeiten. Generell liegen gute COP-Werte zwischen 3 und 5. Ein COP unter 3 spricht in der Regel dafür, dass die Wärmepumpe nicht wirtschaftlich arbeitet. In Anbetracht des damit verbundenen Anstiegs des Heizbedarfs und des Rückgangs der Geräteeffizienz kann also eine Form der Zusatzheizung erforderlich sein.
Wärmepumpen machen in großen Teilen Europas Sinn
Die Autoren der Studie sind der Ansicht, dass die flächendeckende Einführung von Luftwärmepumpen als Teil der Reduktion des Kohlenstoffdioxidausstoßes in den meisten Gebieten mit Raumwärmebedarf mit der vorhandenen Technologie erfolgreich sein kann. Erdwärmepumpen und hybride Luftwärmepumpenanlage können demzufolge in den kältesten Klimazonen von großem Wert sein.
Die Studie kommt ferner zu dem Ergebnis, dass die Effizienz von Wärmepumpen bei Temperaturen weit unter 0 °C immer noch deutlich höher ist als die von fossilen Brennstoff- und elektrischen Widerstandsheizungen auf Geräteebene. Die untersuchten Standard-Wärmepumpen wiesen geeignete Leistungszahlen auf, um in kalten Wintern, in denen die Temperaturen selten unter -10°C fallen, d.h. in den meisten Teilen Europas, effizient zu heizen.
Derzeit nutzen in Deutschland rund 1,4 Millionen Haushalte Wärmepumpen, aber noch rund 5,5 Millionen Ölheizungen. Für letztere bleibt die Entwicklung der Heizölpreise bis auf Weiteres von besonderem Interesse. Nachdem gestern die Preise für Gasöl, dem Vorprodukt für Dieselkraftstoff und Heizöl, von ihrem Langzeithoch am Montag wieder zurückgekommen sind, schlägt sich dieser leichte Preisrückgang auch bei den Inlandspreisen nieder. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -1,50 bis -2,20 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als gegenüber Dienstag.