Es gibt sie also noch, die guten Nachrichten für die Ölmärkte. Angesichts der Produktionskürzungen der OPEC, der Sanktionen der Ölexporte gegen den Kriegstreiber Russland sowie dem eskalierenden Konflikt im Nahen Osten, kommt der Meldung, dass die USA und Venezuela vor einer bahnbrechenden Vereinbarung stehen, eine besondere Bedeutung zu.
2019: US-Sanktionen nach Wahlbetrug
2019 hatten die USA Sanktionen gegen Ölexporte aus Venezuela verhängt. Damit wollte Washington die Regierung in Caracas für den ihrer Ansicht nach begangenen Betrug im Zusammenhang mit den im Vorjahr abgehaltenen Wahlen bestrafen, die zudem von Menschenrechtsverletzungen geprägt waren.
2024: Wahlen in Venezuela sollen frei und fair sein
Bei den im kommenden Jahr anstehenden Urnengang soll es diesmal transparenter, gewaltfreier – sprich gerechter zugehen. Wie die Washington Post gestern unter Berufung auf zwei anonyme Quellen berichtete, bereiten sie die USA darauf vor, die Sanktionen gegen das venezolanische Öl im Gegenzug für die Zusage freier und fairer, international überwachter Präsidentschaftswahlen zu lockern.
Venezolanisches Öl soll Russlands Ausfall kompensieren
Bereits Ende letzten Jahres hatte Washington einige Sanktionen gegen Venezuela gelockert und dem US-Energiekonzern Chevron erlaubt, die Arbeit im Land wieder aufzunehmen. Mit den Exporten sollte der fehlende Zugang zu russischem Schweröl infolge des Krieges in der Ukraine kompensiert werden. Die US-Regierung sucht seit Längerem nach Möglichkeiten, den Ölfluss an den Weltmärkten zu erhöhen, um die hohen Preise an den heimischen Zapfsäulen zu senken.
Oppositionskandidaten sollen für Wahl zugelassen werden
Dem Bericht zufolge war der Plan, dass der venezolanische Präsident Nicolás Maduro gestern bei einem Treffen auf Barbados in Anwesenheit von US-Beamten ein Abkommen mit der von den USA unterstützten Opposition des Landes unterzeichnet. Die Vereinbarung sieht vor, dass Maduro das Verbot der oppositionellen Präsidentschaftskandidaten aufhebt.
Sobald die Vereinbarung unterzeichnet ist, so der Bericht, werden die Ölsanktionen gelockert. Allerdings weisen die anonymen Quellen darauf hin, dass jede Lockerung der Sanktionen vorübergehend sein könnte, falls der Wahlprozess nicht im Einklang mit der Vereinbarung verläuft.
Zwar bleiben die Details vage und es gibt keine offizielle Bestätigung des Berichts der Washington Post, der sich auf ungenannte Quellen beruft. Sofern diese Insider aber tatsächlich Zugang zum Kreis der Entscheidungsträger haben, soll die staatliche venezolanische Erdölgesellschaft Petróleos de Venezuela S.A. (PDVSA) im Rahmen der Lockerung der Sanktionen ihre Geschäftstätigkeit in den USA mit einer neuen allgemeinen Betriebsgenehmigung wieder aufnehmen können.
Ölförderung fällt auf tiefsten Stand seit 50 Jahren
Venezuela verfügt über die größten Erdölreserven der Welt, doch ist die Ölförderung aufgrund von Korruption, mangelnden Investitionen und Missmanagement bei der PDVSA zurückgegangen. Im Jahr 2022 erreichte die Produktion mit ca. 700.000 Barrel pro Tag den niedrigsten Wert seit 50 Jahren. Im Juli stiegen die venezolanischen Ölexporte dank der erhöhten Lieferungen von Chevron und neuer Lieferverträge, die die PDVSA unterzeichnete, auf den höchsten Stand seit fast dreieinhalb Jahren.
Während sich die Lage an den Ölmärkten angesichts der geschilderten Entwicklung in Venezuela mittelfristig entspannen könnte, legen die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen wieder leicht zu. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet im Schnitt etwa +0,60 bis +1,20 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Dienstag.