Während der Winter in den kommenden Wochen in Europa weiter Fahrt aufnehmen wird, sind die europäischen Raffinerien weltweit dabei, soviel an Diesel aufzutreiben, wie nur irgend möglich.
Denn obwohl sich Europa auf den ersten Blick von russischen Treibstofflieferungen nahezu vollständig abgenabelt zu haben scheint, hat sein Appetit auf importierten Diesel und Gasöl nicht nachgelassen. Nach vorläufigen Schätzungen werden die Diesel- und Gasölimporte im Dezember auf den höchsten Stand seit Juli 2018 ansteigen.
Indiens Dieselexporte nach Europa auf Sechs-Jahres-Hoch
Und wie ein zweiter Blick zeigt, wird dieser Hunger nach Diesel zu beträchtlichen Teilen noch immer durch russischen Treibstoff gestillt. Denn, wie Kpler, der führende Anbieter von Rohstoffanalysen und Daten aktuell berichtet, sind die europäischen Dieselimporte aus Indien auf dem besten Weg, den höchsten Stand seit Januar 2017 zu erreichen.
Russischer Diesel gelangt über Indien nach Europa
Und Indien wiederum kauft seit Beginn der Sanktionen billiges Rohöl aus Russland auf. Nachdem es raffiniert wurde, gelangt es über den Seeweg wieder nach Europa. Wie Daten von Kpler zeigen, kletterten Indiens russische Öl-Importe allein im November gegenüber dem Vormonat um 9% auf 1,73 Millionen Barrel pro Tag.
Wassernot im Panamakanal kommt Europa zugute
Auf der Suche nach Alternativen zu russischem Diesel fallen weite Regionen Asiens und der Nahe Osten aufgrund von Wartungsarbeiten in ihren Raffinerien derzeit aus. Glücklicherweise ist Europa in den Vereinigten Staaten fündig geworden. Seit dem Abschluss der Wartungsarbeiten in den Raffinerien an der US-Golfküste sind von dort die Exporte über den Atlantik deutlich angestiegen.
Dies ist nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass Engpässe im Panamakanal die US-Dieselexporte nach Lateinamerika behindern. Das Niedrigwasser in einem der wichtigsten Wasserwege der Welt öffnet die Tür für Treibstoffausfuhren nach Europa.
Aufgrund dieses Umstands in Kombination mit dem Ende der Wartungsarbeiten in den europäischen Raffinerien erwartet Kpler für den Dezember ein ausreichendes Angebot an Diesel und Gasöl in Europa. Die Gesamtsituation wird gegenüber dem Vorjahreszeitraum dennoch als insgesamt angespannter angesehen.
Heizölpreise mit leichten Aufschlägen
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, auch heute Morgen wieder leicht anziehen, wirkt sich dieses Plus auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +0,30 bis +0,90 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zum Wochenstart.