Die Sorge um den Zustand der chinesischen Wirtschaft hat gestern die preise an den Rohölmärkten weiter unter Druck gesetzt. Öl der Atlantiksorte Brent verbilligte sich um 76 Cent auf 82,04 Dollar pro Barrel, nachdem bereits am Montag ein Minus von 1,7% zu Buche gestanden hatte. Der Preis für die US-amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um weitere 59 Cents auf 78,15 Dollar pro Barrel. Hier war es zum Wochenauftakt sogar um 2,1% nach unten gegangen.
China will mit weniger Energie weiter wachsen
Zum Auftakt des jährlich stattfindenden Nationalen Volkskongresses hat China gestern bekanntgegeben, die Energieverbrauch seiner Wirtschaft in diesem Jahr um 2,4% senken zu wollen. Und dies, obwohl von der Regierung in Peking wieder ein Wachstum der Wirtschaft von rund 5% angestrebt wird, ohne dabei ein von vielen Ökonomen zuvor erwartetes Konjunkturpaket schnüren zu wollen. 2023 hatte das Bruttoinlandsprodukt nach offiziellen Angaben um 5,2% im Vergleich zum Vorjahr zugelegt.
Pekings Wirtschaftsplan macht Prognosen zur Ölnachfrage zunichte
An den Ölmärkten hat diese Prognose für einigen Wirbel gesorgt. Denn die Bemühungen, den Energieverbrauch im Reich der Mitte zu dämpfen, dürfte sich auch auf die Ölnachfrage des weltweit größten Ölimporteurs ebenso negativ auswirken, wie das fehlende Konjunkturpaket. Mit einem solchen hatten Ökonomen angesichts der Probleme im Immobiliensektor im Vorfeld des Kongresses gerechnet.
Angesichts dieser Entwicklung ist der erste Tag des eine Woche tagenden Kongresses für die Ölspekulanten enttäuschend verlaufen. Immerhin sollte China laut Prognose der Internationalen Energie Agentur (IEA) eigentlich auch in diesem mehr als die Hälfte zum weltweiten Nachfrageanstieg im Rohölsektor beitragen.
Im vergangenen Jahr hatte sich China eine Senkung des Energieverbrauchs pro BIP-Einheit um 2% zum Ziel gesetzt. Dieses Ziel wurde jedoch verfehlt, da der Energieverbrauch zum ersten Mal in 20 Jahren stärker als das Bruttoinlandsprodukt zugelegt hatte.
Energiesparplan Pekings zu ambitioniert?
Für 2024 fallen die Vorgaben damit wesentlich konservativer aus als die Ziele, die sich Peking noch zu Beginn des Jahrzehnts gesetzt hatte. Erst vor zwei Jahren hatte das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie einen Aktionsplan erstellt, mit dem der Energieverbrauch in dem Riesenreich zwischen 2021 und 2025 um 13,5% gesenkt werden sollte.
Dies sollte durch die Einführung neuer Technologien, Normen und Finanzdienstleistungen erreicht werden. Auch Effizienzverbesserungen wurden damals als eine der Möglichkeiten zur Verringerung der Energieintensität der chinesischen Wirtschaft genannt.
Die angestrebte Verringerung der Energieintensität um 13,5% geht mit einem Ziel zur Verringerung der Emissionsintensität von 18% einher. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wird auch dieses Ziel verfehlt werden, sofern keine drastische Senkung sowohl der Energie- als auch der Emissionsintensität in den nächsten Jahren erfolgt.
Als weitere Option könnte Peking – wie bereits einmal vor zwei Jahren geschehen – die Regeln für die Erfassung und Reduzierung von Emissionen aber auch einfach nur ändern.
Heizölpreise geben weiter nach
Nachdem sich die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen weiter rückläufig sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region etwa -0,45 bis -0,95 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch am Dienstag.