Die Ölpreise holen nach ihrer Vortagessrallye zu Beginn des letzten Handelstages der Woche erst einmal Atem. Gestern hatten die Notierungen der beiden weltweit wichtigsten Referenzsorten Brent und WTI um jeweils rund 3,5 % zugelegt. Sofern es heute nicht zu einem größeren Einbruch bei den Ölpreisen kommen sollte, könnten diese zum zweiten Mal in Folge mit einem Wochenplus ins Wochenende gehen.
Milton lastet auf US-Ölinfrastruktur
Antreiber für den gestrigen Kurssprung bei den Ölpreisen waren zum einen die Effekte im Zusammenhang mit Hurrikan Milton. In der Ölbranche wird damit gerechnet, dass sich die Schließung mehrerer Produktterminals, verspätete Tankwagenlieferungen und unterbrochene Pipelines nicht zuletzt auch wegen der weit verbreiteten Stromausfälle bis weit in die nächste Woche hinein auf die Versorgung auswirken werden.
Sorge vor israelischem Gegenschlag weiter groß
Zudem zeigten sich die Märkte weiterhin besorgt über einen möglichen israelischen Angriff auf die iranische Ölinfrastruktur. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte Anfang dieser Woche damit gedroht, dass jeder Angriff auf den Iran „tödlich, präzise und überraschend“ sein würde.
Hoffnung auf Erholung Chinas
Als kurstreibend für die Ölpreise bleibt weiterhin die Aussicht, dass die massiven Konjunkturmaßnahmen Chinas eine nachhaltige Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auslösen und die Kraftstoffnachfrage des weltweit größten Ölimporteurs ankurbeln werden. Bis Ende des Jahres will der chinesische Staat umgerechnet knapp 26 Milliarden Euro ausgeben, um die lokalen Regierungen zu unterstützen.
Weiter sinkende US-Zinsen könnten Ölnachfrage ankurbeln
Darüber hinaus scheinen die Märkte zuversichtlich zu sein, dass weitere Zinssenkungen durch die US-Notenbank die Wirtschaftstätigkeit und die Nachfrage nach Öl ankurbeln werden. Gestern hatten Daten einen unerwartet hohen Anstieg der wöchentlichen Arbeitslosenanträge gezeigt, während der jährliche Anstieg der Inflation auf den niedrigsten Wert seit Februar 2021 gefallen war.
Niedrigere Zinssätze senken die Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen, was das Wirtschaftswachstum und die Nachfrage nach Öl steigern kann.
Im Gegenzug wirkt sich die jüngste Erholung des US-Dollars auf den höchsten Stand seit Mitte August als Gegenwind für die Rohstoffnachfrage aus. Als Handelswährung für Öl macht ein starker Dollar Öl für Inhaber anderer Währungen vergleichsweise teuer, was die Nachfrage dämpfen kann.
Heizölpreise abermals teurer
Nachdem heute im frühen Handel wieder steigende Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region nur +1,05 Euro bis +1,35 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Donnerstag.