„OPEC entscheidet über das Schicksal der Weltwirtschaft: Wie das Ölkartell die Preise steuert.“ Diese Schlagzeile, obwohl aus den 198er Jahren entnommen, verdeutlicht, wie die Entscheidungen der OPEC die Weltwirtschaft in erheblichem Maße beeinflussen können. Die OPEC hat im Laufe ihrer Geschichte immer wieder gezeigt, dass sie eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Ölpreise spielt.
Von den Ölkrisen der 1970er Jahre bis zum jüngsten Kampf gegen die US-Schieferölindustrie hat das Kartell die Preise und die Weltwirtschaft maßgeblich beeinflusst. Auch die jüngste Entscheidung der OPEC+ Staaten, ihre Ölproduktion weiter zu kürzen, hat aktuell einmal mehr bedeutende Auswirkungen auf die Ölpreise. So kletterte der Preis für die Atlantiksorte Brent seit Ende Juni bis letzten Freitag von etwa 72 US-Dollar um rund 30 Prozent auf über 94 US-Dollar.
Kampf ums Gleichgewicht
Die Produktionskürzung der OPEC+ kommt zu einer Zeit, in der die globalen Ölmärkte von verschiedenen Faktoren wie der Erholung der Weltwirtschaft und geopolitischen Unsicherheiten (Ukraine-Krieg, Taiwan-Krise) beeinflusst werden. Während die Produktionskürzung dazu beigetragen hat, die Preise zu stützen, müssen die OPEC+ Staaten ein sensibles Gleichgewicht finden, um sicherzustellen, dass die Ölpreise nicht zu stark steigen, da dies die wirtschaftliche Erholung gefährden könnte. Beispiele für ein Scheitern dieser Balance finden sich in der Geschichte der OPEC reichlich.
Die OPEC und ihre Geschichte
Die OPEC wurde 1960 in Bagdad, Irak, gegründet und umfasste ursprünglich fünf Mitgliedsländer: Iran, Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela. Das Hauptziel dieser Organisation war es, die Kontrolle über die Ölproduktion und -preise zu erlangen, um die Einnahmen der Mitgliedsländer zu maximieren und ihre politische und wirtschaftliche Macht zu stärken.
Die Ölkrise von 1973 und der Ölpreisschock
Eines der frühesten und bekanntesten Beispiele für die Macht der OPEC war die Ölkrise von 1973. Als Reaktion auf die Unterstützung Israels im Jom-Kippur-Krieg beschloss die OPEC, die Ölproduktion zu drosseln und ein Ölembargo gegen Länder zu verhängen, die Israel unterstützten. Dies führte zu einem dramatischen Anstieg der Ölpreise auf dem Weltmarkt. Innerhalb weniger Monate stieg der Preis für ein Barrel Rohöl von etwa 3 US-Dollar auf über 12 US-Dollar – eine Steigerung von über 300 Prozent. Diese drastische Preiserhöhung hatte erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf Länder auf der ganzen Welt und führte zu einer Phase der hohen Inflation und Energieknappheit.
Die Ölpreiskrise von 1979 und die iranische Revolution
Ein weiteres markantes Beispiel für die Macht der OPEC ereignete sich 1979 im Zuge der iranischen Revolution. Die politischen Unruhen im Iran führten zu einem drastischen Rückgang der Ölexporte aus dem Land, was zu einem erneuten Anstieg der Ölpreise führte. Der Preis für ein Barrel Rohöl stieg von rund 14 auf über 35 US-Dollar, was einer Steigerung von mehr als 150 Prozent entsprach. Diese Preisschwankungen hatten erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und trugen zur Stagflation bei, die viele Länder in den 1970er Jahren erlebten.
Die Ölpreiskriege der 1980er Jahre
In den 1980er Jahren erlebte die Weltwirtschaft erneut Preisschwankungen aufgrund von Konflikten innerhalb der OPEC. Saudi-Arabien und andere Golfstaaten erhöhten ihre Ölproduktion, um Marktanteile zurückzugewinnen und die Preise zu senken. Dies führte zu einem erheblichen Überschuss an Rohöl und einem starken Rückgang der Ölpreise. Während des Ölpreiskrieges in den 1980er Jahren fiel der Preis für ein Barrel Rohöl von über 30 US-Dollar auf etwa 10 US-Dollar .
Der Kampf gegen die US-Schieferölindustrie
Ein jüngeres Beispiel für die Macht der OPEC war der Kampf gegen die aufstrebende US-Schieferölindustrie in den 2010er Jahren. Die USA erlebten dank neuer Technologien und Fördermethoden einen rapiden Anstieg ihrer Ölproduktion. Um den Preisverfall zu stoppen und die Marktanteile zurückzugewinnen, beschloss die OPEC, die Ölproduktion zu kürzen. Dies führte zu einem Anstieg der Ölpreise, wobei der Preis für ein Barrel Rohöl zwischen 2016 und 2018 von etwa 30 auf über 70 US-Dollar stieg – eine Steigerung von mehr als 130 Prozent.
Momentan notieren die beiden wichtigsten Ölsorten Brent und WTI sogar im Bereich von 90-US-Dollar. Allerdings wird der aktuelle Preisauftrieb immer wieder auch von – zumindest kurzen – Rücksetzern unterbrochen. Nachdem sich die Preise für Gasöl, dem Vorprodukt für Dieselkraftstoff und Heizöl, am Freitag aber verbilligt hatten, spiegelt sich diese Abwärtsbewegung auch bei den Heizölpreisen wider. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -1,30 bis -2,00 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Donnerstag.