Die Marktstimmung, die noch vor wenigen Wochen die Ölpreise gedrückt hatte, ist inzwischen recht deutlich umgeschlagen. Inzwischen preisen die Marktteilnehmer vermehrt eine spürbare globale Angebotsverknappung in der zweiten Jahreshälfte ein, während vor Kurzem noch die Angst vor einer zu knappen Nachfrage umging.

 

Konjunktur- und Nachfragesorgen nicht komplett verschwunden
Diese ist nicht komplett verschwunden, denn nach wie vor steht die konjunkturelle Entwicklung in vielen Volkswirtschaften der Welt auf wackligen Beinen. Ein für den Ölmarkt relevanter Faktor ist dabei die Wirtschaftsentwicklung in China, das den USA in Sachen Ölverbrauch dicht auf den Fersen ist und jährlich das meiste Rohöl importiert. Schwächelt hier die Konjunktur, so die Sorge, sinkt auch die Ölnachfrage.

 

China-Nachfrage erweist sich bisher als robust
Bisher scheinen sich dies Befürchtungen aber nicht zu bestätigen, obwohl die robuste Erholung, die sich in China nach dem Ende der strengen Corona-Beschränkungen abgezeichnet hatte, inzwischen zu stottern beginnt. Doch die Importmengen bleiben hoch, so dass ein Nachfrageeinbruch in der Volksrepublik nicht bevorzustehen scheint.

 

OPEC+ Kürzungen machen sich bemerkbar
Gleichzeitig kommen aus Russland aber immer deutlichere Anzeichen, dass das Ölangebot aus dem sanktionsbeladenen Land doch langsam zurückgeht. Seit dem Angriff auf die Ukraine hatte Moskau seine Ölströme ohnehin nahezu vollständig nach Asien umgeleitet, wo Indien und China inzwischen zu Hauptabnehmern wurden. Russland ist aber auch Teil des OPEC+ Bündnisses und hat sich im Zuge dessen zu deutlichen Kürzungen verpflichtet.

 

Auch OPEC-Schwergewicht Saudi-Arabien hat seit Juli seine ohnehin schon großen Förderkürzungen um eine weitere Millionen Barrel pro Tag (à 156 Liter) ausgeweitet. Insgesamt verknappen die 23 OPEC+ Mitgliedsländer den Markt damit aktuell um 3,6 Millionen Barrel täglich, um die Ölpreise auf ein höheres Nivea zu heben. Diese Strategie scheint sich inzwischen als erfolgreich zu erweisen.

 

Inlandspreise legen zu
Bei den Inlandspreisen setzt sich damit heute ebenfalls ein Preisaufschlag im Vergleich zu gestern durch. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen heute in etwa +0,60 bis +1,20 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als Mittwochvormittag.