Die Rohölpreise zeigen sich im frühen Dienstagshandel nahezu unverändert, nachdem sie zum Wochenauftakt deutliche Preissteigerungen verzeichnet hatten. Angesichts der geopolitischen Entwicklungen im Nahen Osten und in Russland sowie der anhaltenden Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz im Roten Meer wird zunehmend mit einer Verknappung des Ölangebots gerechnet.
Dies ließ gestern den Preis für die Atlantiksorte Brent um 1,55% auf 86,75 Dollar pro Barrel (159 Liter) und die US-Rohölsorte West Texas Intermediate um 1,64% auf 81,95 Dollar pro Barrel klettern.
Goldman Sachs sieht Rohstoffboom dank verbesserter Konjunkturaussichten…
Unterdessen rechnen die Analysten der einflussreichen US-Investmentbank Goldman Sachs für den weiteren Verlauf des Jahres mit deutlich steigenden Rohstoffpreisen. Den Experten zufolge, werde die Zinswende der großen Notenbanken die weltweite Erholung der verarbeitenden Industrie unterstützen und die Verbrauchernachfrage anziehen lassen. Die Experten nannten neben Aluminium, Kupfer und Gold auch Rohöl als einen der Rohstoffe, dessen Preis in diesem Jahr dank der veränderten Wirtschaftsaussichten erheblich steigen könnten.
…und hebt Ölpreisprognose auf 100 Dollar pro Barrel an
Vor einem Monat hatte Goldman seine Ölpreisprognose von 85 auf 87 Dollar pro Barrel Brent-Rohöl nach oben korrigiert und dabei auf die Unterbrechung des Schiffsverkehrs im Roten Meer verwiesen. Kürzlich deutete Goldman nun an, dass der Ölpreis in diesem Jahr die Marke von 100 Dollar pro Barrel überschreiten könnte, da die Nachfrage stark bleibt, während sich das zusätzliche Angebot der Nicht-OPEC-Produzenten verlangsamt.
Eskalierende Situation im Roten Meer…
Auch die Internationale Energieagentur (IEA) korrigierte kürzlich ihre Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage nach oben und verwies dabei auf die Situation am Roten Meer, die zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Kraftstoffen führt. Denn seit November sind Hunderte von Frachtschiffen gezwungen, einen 6.000 Kilometer langen Umweg um den afrikanischen Kontinent zu machen, um Angriffen der jemenitischen Huthi-Rebellen auszuweichen.
,..lenkt von weiteren Problemen für die Schifffahrt ab
Wegen der Angriffe im Roten Meer ist der Fakt aus dem Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gerückt, dass mehrere bisher ruhende Piratenhochburgen wieder zum Leben erwacht sind. So haben beispielsweise die Piratenangriffe auf Schiffe entlang der somalischen Küste zugenommen.
Die Wasserstraßen vor Somalia gehören zu den meistbefahrenen Schifffahrtswegen der Welt, da sie die kürzeste Seeroute zwischen Europa und Asien darstellen. Jedes Jahr passieren etwa 20.000 Schiffe den Golf von Aden auf ihrem Weg vom und zum Roten Meer und Suezkanal.
Angriffe verteuern Versicherungsprämien…
Seit November haben mehr als 20 Entführungsversuche die Preise für Versicherungsschutz und bewaffnete Sicherheitskräfte in die Höhe getrieben. Versicherer verlangen von Schiffen, die durch das Rote Meer fahren und auf irgendeine Weise mit US-amerikanischen, britischen und israelischen Unternehmen in Verbindung gebracht werden können, angesichts der Kriegsrisiken bis zu 50 Prozent höhere Prämien .
…und damit die Transportkosten
Die Kriegsrisikoprämien für Fahrten durch das Rote Meer haben inzwischen rund ein Prozent des Schiffswerts erreicht. Bei einer siebentägigen Reise hat das zusätzliche Kosten von Hunderttausenden von Dollar zur Folge. Dass der Versicherungsschutz nötig ist, zeigte sich erst letzten Monat, als Huthi-Milizen ein Frachtschiff im somalischen Golf von Aden angriffen und es in Brand setzten.
Heizölpreise kaum verändert
Nachdem sich die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen einigermaßen stabil zeigen, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region etwa -0,10 bis +0,30 Euro pro 100 Liter weniger bzw. mehr bezahlen als noch zum Wochenauftakt.