Die Ölpreise gaben zum Wochenauftakt deutlich nach. Hintergrund waren die intensivierten diplomatischen Bemühungen im Nahen Osten, um den Krieg zwischen Israel und der Hamas einzudämmen. Ein Barrel (a 159 Liter) Rohöl der Atlantik-Sorte Brent gab um 2,5 Prozent nach und fiel unter die Marke von 90 Dollar.
Die nordamerikanische Sorte WTI verbilligte sich sogar um 2,9 Prozent und kostete damit nur noch 85,49 Dollar pro Barrel. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober war der Ölpreis im Hoch um etwa 5 Prozent gestiegen, da man befürchtet, dass der Konflikt auch andere Länder in Mitleidenschaft ziehen wird.
„Humanitäre Pause“ als Zwischenziel
Am Montag zeichnete sich ab, dass Israel mit seiner weithin erwarteten Bodenoffensive im Gazastreifen wartet, um Zeit für die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu gewinnen. Außerdem will eine Gruppe von 27 Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union eine „humanitäre Pause“ für die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen beschließen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist heute am frühen Morgen zu einem Besuch in Israel eingetroffen, während Außenministerin Annalena Baerbock im Verlauf des Tages als Gast an einer Debatte des UN-Sicherheitsrats zum Krieg zwischen Israel und der Hamas teilnehmen wird.
Krisendiplomatie verzeichnet erste Erfolge
Die Bemühungen zu Deeskalation folgen auf eine ereignisreiche Woche, in der ein vermeintlicher Raketenangriff Israels auf ein Krankenhaus im Gazastreifen für Empörung unter den Regierungschefs und der Bevölkerung der arabischen Welt sorgte. Es folgte die Absage eines Gipfeltreffens in Jordanien zwischen dem US-Präsidenten und einigen eben dieser arabischen Staatschefs.
Die genannten Ereignisse ließen Schlimmes für die Sicherheitslage in der Region befürchten. Letztlich aber waren sie offenbar der Auslöser für diplomatische Anstrengungen, die sich jetzt recht schnell auszuzahlen scheinen.
Analysten sehen Lichtblicke… und warnen!
„Das unmittelbare Risiko für das Ölangebot scheint gesunken zu sein“, sagte Phil Flynn, Analyst bei Price Futures Group. „Die Marktteilnehmer halten sich zurück, bis sie sehen, wie sich die Lage entwickelt.
„Die Risikostimmung hat sich im Vergleich zum Freitag verbessert, da die Spannungen im Nahen Osten am Wochenende nicht so stark eskaliert sind wie befürchtet“, bestätigt Ipek Ozkardeskaya, Senior Analystin der Swissquote Bank. Allerdings sieht Ozkardeskaya weiterhin Aufwärtsrisiken für den Ölpreis, da „die Spannungen weiterhin extrem hoch sind und die Gefahr einer ernsthaften Eskalation besteht“. Israel habe seine Luftangriffe im Gazastreifen verstärkt und die Hisbollah könnte den Libanon in einen Krieg hineinziehen und damit die Spannungen in der gesamten Region ausweiten.
Wenn sich die Lage im Nahen Osten wieder zum Schlechten wendet, könnte der Ölpreis nach Einschätzung der Analysten von RBC Capital Markets um mehr als 10 Dollar pro Barrel steigen.
Nachdem neben den Ölpreisen gestern auch die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, wieder rückläufig waren, wirkt sich dieses Minus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -1,50 bis -2,10 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zum Wochenauftakt.