Die Ölpreise haben am Dienstag nach einer unerwartet hohen Prognose für die US-Rohölproduktion und schlechten Wirtschaftsdaten leicht nachgegeben. Begrenzt wurden die Rückgänge u.a. von der OPEC, die an ihrer Prognose für ein relativ starkes Wachstum der weltweiten Ölnachfrage in den Jahren 2024 und 2025 festhielt und ihre Schätzung für das globale Wirtschaftswachstum in diesem Jahr weiter anhob.
Öl der Atlantiksorte Brent notierte 29 Cent niedriger bei 81,92 Dollar pro Barrel, während Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate 37 Cent günstiger bei 77,56 Dollar aus dem Handel ging. Heute Morgen notieren die Preise im frühen Handel um rund 0,5% höher.
Libyen fährt Produktion nach Streik wieder hoch
Trotz der freiwilligen Produktionskürzungen mehrerer wichtiger Produzenten der OPEC+-Allianz ist die OPEC-Ölproduktion im Februar um mehr als 200.000 Barrel pro Tag im Vergleich zum Januar gestiegen. Wie dem gestern veröffentlichten Monatsreport des Kartell zu entnehmen ist, war der Anstieg vor allem auf eine höhere Produktion in Libyen zurückzuführen.
Das nordafrikanische Land ist aufgrund seiner instabilen Sicherheitslage von den OPEC+-Lieferkürzungen ausgenommen. Libyen hatte im Berichtsmonat die Ölförderung in seinem größten Ölfeld Sharara wieder aufgenommen, das im Januar drei Wochen lang von Demonstranten bestreikt worden war.
Nigeria hat Nachholbedarf
Mit Nigeria sorgte ein weiteres Kartellmitglied für ein Produktionsplus. Das ölreiche Land war in den letzten Jahren aufgrund mangelnder Investitionen und häufiger Sabotagen und Diebstählen an den Öl-Pipelines hinter seinen Quoten zurückgeblieben und hat dementsprechend Nachholpotenzial.
Dagegen förderte mit Saudi-Arabien der größte OPEC-Produzent im vergangenen Monat 8,98 Millionen Barrel pro Tag. Damit erfüllte Riad seine Zusage, die Produktion bei etwa 9 Millionen Barrel pro Tag zu halten, nachdem es eine Kürzung um 1 Million Barrel pro Tag zugesagt hatte, die seit letztem Sommer in Kraft ist.
Irak pumpt weiter über seiner Quote
Der zweitgrößte Produzent des Kartells, der Irak, hat seine Produktion im Februar, dem zweiten Monat des neuen OPEC-Lieferabkommens, nur um 14.000 Barrel pro Tag auf durchschnittlich 4,2 Millionen Barrel pro Tag verringert. Damit lag die Produktion des Landes rund 200.000 Barrel pro Tag über dem vereinbarten Limit.
Anfang dieses Monats hatte sich die OPEC+-Koalition darauf geeinigt, ihre Förderbeschränkungen bis Mitte des Jahres zu verlängern. Mitglieder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Algerien haben sich an ihre Quoten gehalten, so der Bericht des OPEC-Sekretariats in Wien.
Umsetzung der Förderkürzungen noch steigerungsfähig
Neben ihnen beteiligen sich auch die Nicht-OPEC-Produzenten Russland, Kasachstan und Oman an den OPEC+-Bemühungen. Die jüngsten Daten zeigen jedoch, dass die Umsetzung aufgrund der Nichteinhaltung durch den Irak noch Luft nach oben hat.
Das ist auch nötig. Denn die Angebotskürzungen der OPEC+ wurden bislang durch höhere Fördermengen von außerhalb des Kartells ausgeglichen. Zudem lastet die Besorgnis über die chinesische Nachfrage weiter auf der Stimmung bei den Ölproduzenten und drückt die Preise auf ein Niveau um die Marke von 80 US-Dollar pro Barrel. Im Laufe dieser Woche wird die Internationale Energieagentur eine weitere Momentaufnahme zur Situation an den Ölmärkten liefern.
Heizölpreise geben leicht nach
Nachdem sich die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen einigermaßen stabil zeigen, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region etwa -0,40 bis -1,20 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch am Dienstag.