Die börsengehandelten Rohölpreise legten gestern früh deutlich zu, konnten diese Gewinne am Abend dann aber nicht mehr verteidigen und gaben wieder ein Stückchen nach. Der Handel an den internationalen Ölbörsen bleibt weiterhin sehr schwankungsanfällig, da die Märkte in einem Spannungsfeld zwischen knapper Angebotslage und drohender Rezession  gefangen sind.

 

Gaskrise bleibt dominierendes Thema
Auch heute dürfte sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer wieder auf die angekündigte Drosselung der Nord Stream 1 Pipeline richten. Diese soll heute auf 20 Prozent Kapazitätsauslastung heruntergefahren werden, offiziell wegen einer fehlerhaften Turbine. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Russland die Energielieferungen nach Europa als Druckmittel gegen die westlichen Verbündeten und ihre strengen Sanktionen verwendet.

 

Die 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben gestern auf ihrer außerordentlichen Energieministerkonferenz einen EU-Notfallplan ratifiziert, der vorsieht, ab August bis einschließlich März 2023 den Gasverbrauch freiwillig um 15 Prozent zu reduzieren. Es soll außerdem die Möglichkeit geben, im absoluten Notfall verbindliche Einsparziele auszurufen. Die Wirksamkeit der Maßnahmen wird sich in den kommenden Monaten erweisen.

 

Inlandspreise regional unterschiedlich
Für die Ölbörsen ist die Gasknappheit ebenfalls ein stützender Faktor, da die Nachfrage nach Heizöl als Ersatz für Erdgas damit zunimmt. Bei den Inlandspreisen bleibt das Bild heute dennoch uneinheitlich, da die bundesweite Preisspanne aktuell sehr hoch ist. Während die Nachfrage grundsätzlich hoch bleibt, haben einige Regionen in Deutschland aufgrund von Niedrigwasser inzwischen massive Versorgungsprobleme, so dass auch die Lieferzeiten immer länger werden. 100 Liter Heizöl kosten heute im Durchschnitt etwa -0,25 bis +0,55 Euro im Vergleich zu gestern.