Das Auf und Ab an den Ölbörsen setzt sich auch in dieser Woche fort und so bleiben die börsengehandelten Rohölpreise auf Richtungssuche. Gestern hatten die Ölkontrakte diesseits und jenseits des Atlantiks am Nachmittag deutlich zugelegt, so dass auch bei den Heizölpreisen im Inland gegenüber Montagvormittag mit Aufschlägen gerechnet werden muss.

 

Widerstreitende Faktoren bestimmen den Ölmarkt
Das Spannungsfeld zwischen Rezessionsängsten und Angebotssorgen hat die Ölmärkte unverändert fest im Griff. Während die konjunkturelle Entwicklung weltweit nach unten zeigt und damit auch die Ölnachfrage ins Wanken bringt, bleibt die Angebotsseite durch den Krieg und die daraus resultierenden multiplen Krisen höchst unsicher.

 

OPEC+ Kürzungen ab November
Zudem ist unklar, wie sich die Kürzungen der 23 OPEC+ Länder auswirken werden, die ab November 2 Millionen Barrel (á 159 Liter) Öl weniger produzieren wollen – die größte Förderkürzung seit Pandemieausbruch 2020. Experten sind sich allerdings uneinig, wie stark sich die Maßnahme tatsächlich auf dem physischen Ölmarkt auswirken wird, denn die OPEC+ hat seit Jahresanfang ihre Förderziele nicht mehr erreicht und zieht ein entsprechendes Förderdefizit hinter sich her.

 

EU-Embargo ab Dezember
Doch die OPEC+ Kürzung ist nicht die  einzige potenzielle Angebotsverknappung, die dem Markt bevorsteht. Auch das nahende Ölembargo der EU auf russische Importe steht in wenigen Wochen ins Haus und macht sich schon jetzt bemerkbar. Handelshäuser, Ölkonzerne und Investoren bereiten sich frühzeitig darauf vor, ab dem 5. Dezember kein russisches Rohöl mehr zu kaufen. Einige Analysten fürchten deshalb einen Angebotsschock, der die Preise in die Höhe treiben könnte.

 

Rezessionsgefahr und drohender Nachfrageeinbruch
Gleichzeitig bleiben die wirtschaftlichen Aussichten auf dem gesamten Globus trübe. Die Inflation ist allerorten hoch, was die Notenbanken dazu veranlasst, die Leitzinsen zu heben. Auch die EZB dürfte in dieser Woche wieder eine Zinsanhebung beschließen. Damit wächst jedoch gleichzeitig die Gefahr einer Rezession, die für die Ölbörsen deshalb gefährlich wäre, weil sie einen Nachfrageeinbruch und damit auch einen Preiseinbruch verursachen könnte.

 

Hochvolatiler Kursverlauf macht es Anlegern schwer
Für die Marktteilnehmer ist der Markt dadurch immer schwieriger einzuschätzen, was zu hochvolatilen Kursen führt. Niemand traut sich so recht, längerfristige Kauf- oder Verkaufsentscheidungen zu treffen, so dass die Börsen extrem schwankungsanfällig sind. Dies überträgt sich teilweise auch auf die Inlandspreise, die damit ebenfalls hohen Schwankungen unterworfen sind.

 

Preisausblick
Insgesamt müssen Verbraucherinnen und Verbraucher heute mit leichten Aufschlägen von +0,90 bis +1,50 Euro für 100 Liter rechnen – zumindest im Vergleich zu Montagvormittag. Allerdings lassen sich Prognosen aktuell noch schwerer treffen als ohnehin schon. Wer den Tank mit beginnender Heizsaison noch einmal befüllen will, tut also gut daran, die Preisbewegungen im Auge zu behalten.