Die Aufregung um den Putschversuch in Russland am Wochenende hat sich inzwischen wieder gelegt und der Ölmarkt ist zur Tagesordnung übergegangen. Das heißt, dass die Marktteilnehmer sich vor Allem wieder auf ihre Rezessions- und Nachfragesorgen konzentrieren. Die Kurse an den internationalen Rohölbörsen bleiben unterdessen auf Richtungssuche.
Seitwärtsbewegung seit Mai
Schon seit Mai verharren die börsengehandelten Rohölpreise in einer Seitwärtsbewegung, die weder deutliche Preisanstiege noch weitere signifikante Preisnachlässe zulässt. Jeder Aufwärtsbewegung, etwa nach den jüngsten Ankündigungen zu Förderkürzungen aus den Reihen der OPEC+, folgte sofort wieder eine Abwärtskorrektur und vice versa.
Knappe Angebotslage vs. geringe Nachfrage
Für diese Konsolidierung am Ölmarkt sind widerstreitende Faktoren verantwortlich, die den Markt in einem Spannungsfeld halten. So steht auf der einen Seite die knappe Angebotslage, die unter anderem durch starke Produktionsdrosselungen der OPEC+ Förderländer zustande kommt. Ab Juli werden damit täglich etwa 4,6 Millionen Barrel (à 159 Liter) vom Markt genommen.
Auf der anderen Seite stehen die Sorgen um die Nachfrageentwicklung, die den Ölmarkt schon seit Monaten nicht loslassen. Im Klima der allgemeinen Konjunkturschwäche und mit zahlreiche Zinsanhebungen der Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation wächst die Rezessionsgefahr. Mit ihr verknüpft ist die Befürchtung eines Nachfrageeinbruchs nach Öl und Ölprodukten.
Kursschwankungen innerhalb enger Spanne
Während die zu erwartende Angebotsknappheit die Ölpreise tendenziell stützt, wirkt ein Nachfragerückgang preissenkend an den Ölbörsen. Diese beiden entgegengesetzten Kräfte halten sich somit mehr oder weniger die Waage. Zwar kommt es immer wieder zu Schwankungen, diese bleiben jedoch innerhalb einer recht engen Preisspanne, ohne dass sich eine Richtung nachhaltig durchsetzen könnte.
Wie lange der Ölmarkt noch in dieser Seitwärtsbewegung verharrt, bleibt abzuwarten. Über kurz oder lang dürften sich Faktoren in die eine oder andere Richtung durchsetzen und den börsengehandelten Rohölpreisen entweder einen neuen Aufwärtsschub geben oder, sollte die Nachfrageentwicklung wirklich hinter den Erwartungen zurückbleiben, einen weiteren Preisrutsch verursachen.
Inlandspreise etwas höher erwartet
Bei den Inlandspreisen setzen sich aufgrund der Börsenschwankungen heute allerdings erst einmal wieder Preissteigerungen durch. So müssen Verbraucher heute für 100 Liter Heizöl etwa +0,40 bis +1,00 Euro mehr bezahlen als gestern Vormittag.