Nach einem kurzen Aufatmen zum Wochenauftakt, sind die Ölpreise am Dienstag weiter deutlich abgerutscht und auf dem tiefsten Stand seit Ende Juni aus dem Handel gegangen. Rohöl der Atlantiksorte Brent verbilligte sich um 3,7% auf 73,24 Dollar pro Barrel, die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 3,8% auf 68,61 Dollar je Fass. Die Rohölpreis haben sich damit sieben Wochen hintereinander verbilligt.
Selbst neue Förderkürzungen der OPEC und ihrer Verbündeten konnten die Talfahrt nicht aufhalten. Momentan notieren die Ölpreise acht Dollar unterhalb der Niveaus, auf denen das Kartell Ende November die zusätzlichen Kürzungen bekanntgab. Nach Ansicht von Analysten unterstreicht das Muster gescheiterter Erholungen weiterhin das schwierige Handelsumfeld, in dem neue Preistiefs sehr wahrscheinlich blieben.
Ölmärkte: Überschuss anstatt Defizit
Nachdem die Preise gestern zu Handelsbeginn noch von der Nachricht über den Angriff auf einen norwegischen Öltanker im Roten Meer Auftrieb erhalten hatten, schrumpften die Pluszeichen im Tagesverlauf immer weiter ab. Bei den Ölhändlern scheint sich mehr und mehr die Sichtweise durchzusetzen, dass an den Ölmärkten kein Angebotsdefizit sondern ein Überschuss besteht.
Als weiterer Beweis für diese These wurde gestern die Nachricht angeführt, dass der wöchentliche Durchschnitt der russischen Rohölexporte zur See in der Woche bis zum 10. Dezember auf den höchsten Stand seit Anfang Juli gestiegen ist. Unabhängig davon meldete das American Petroleum Institute (API) einen Anstieg der Ölvorräte im Zentrallager für US-Öl in Cushing, Oklahoma, um 1,4 Millionen Barrel.
USA: Inflationsängste bleiben hoch
Richtig Fahrt auf den Weg nach unten nahmen die Ölpreise dann gestern Nachmittag nach der Veröffentlichung frischer Inflationszahlen aus den USA auf. Diese fielen zwar im Rahmen der Erwartungen aus, wurden aber als ein weiteres Indiz dafür gesehen, dass die US-Notenbank wahrscheinlich nicht zu einer Zinssenkung schon zu Anfang des nächsten Jahres übergehen wird.
Je länger aber die Zinsen in den USA hoch bleiben, desto höher wird von Ökonomen die Gefahr eingeschätzt, dass die derzeit noch brummende US-Konjunktur keine weiche Landung hinlegen wird und in eine Rezession rutschen könnte. In diesem Fall würde es zweifelsohne zu einem weiteren Einbruch an den Ölmärkten kommen.
US-Energieministerium senkt Prognosen für Ölpreise deutlich
In ihrem kurzfristigen Energieausblick senkte die US Energy Information Administration (EIA) angesichts der schwierigen Gemengelage ihre Schätzung für den durchschnittlichen Preis für WTI im Jahr 2024 von zuvor 89,24 Dollar auf nur noch 78,07 Dollar je Barrel. Für Brent fallen die Schätzungen ebenfalls um mehr als 10 Dollar von 93,24 Dollar auf nunmehr 82,57 Dollar je Barrel. Dennoch geht die Statistikabteilung des US-Energieministeriums davon aus, dass zusätzliche OPEC-Produktionskürzungen den Brent-Preis in der ersten Hälfte des nächsten Jahres bei durchschnittlich 84 Dollar pro Barrel stützen werden.
Heizölpreise deutlich unter Druck
Angesichts der gestern aufgetretenen hohen Kursverluste an den Rohölmärkten, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen im Vergleich zu Dienstagmorgen weitere Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa -4,40 bis -5,00 Euro weniger als gestern.