Die Ölkontrakte an den Rohstoffbörsen in London (ICE) und New York (NYMEX) wurden in dieser Woche durch gegensätzliche Impulsgeber beeinflusst. Bei der Entwicklung der Inlandspreise in einigen Regionen spielten außerdem immer noch die niedrigen Rheinpegel eine wichtige Rolle.

 

Ölpreise an Rohstoffbörsen seit Mitte der Woche wieder gestiegen

Die möglicherweise nun doch bald in Aussicht stehende Einigung bei den Iran-Atomgesprächen sowie enttäuschende Konjunkturdaten aus China und den USA, die bei den Händlern die Angst vor einer Rezession wieder steigen ließen, sorgten bei den Futures-Kontrakten der europäischen Rohölsorte Brent und seinem US-Pendant WTI schon zum Wochenstart für einen Preisrutsch. Dieser gab sich erst zur Wochenmitte angesichts des wöchentlichen Ölmarktberichts des US-Energieministeriums (für die Woche zum 12. August) wieder, als der Bericht den Marktteilnehmern die angespannte Versorgungslage wieder dies und jenseits des Atlantiks wieder ins Gedächtnis rief.

 

Versorgungslage im Inland bleibt angespannt

Die in den USA im saisonalen Vergleich immer noch ungewöhnlich niedrigen Destillatbestände, schickten den Mitteldestillat-Kontrakt Gasoil an der Londoner Rohstoffbörse am gestrigen Donnerstag auf den höchsten Stand seit Ende Juli, denn auch in Europa sind die Destillatvorräte für diese Jahreszeit geringer als üblich. Zusammen mit dem deutlichen Rücksetzer beim EUR/USD, der sich im bisherigen Wochenverlauf abgezeichnet hat, wirkte sich dies auch preistreibend auf die Inlandspreise aus.

 

Shell drosselt Kapazität an Raffineriekomplex in NRW

Hinzu kommt in einigen Regionen außerdem die aufgrund der niedrigen Pegelstände des Rheins erschwerte Binnenschifffahrt. Mittlerweile beeinträchtigt das Niedrigwasser des Rheins sogar den Raffineriebetrieb. So meldete Raffineriebetreiber Shell am gestrigen Donnerstag, man habe „(a)ufgrund des niedrigen Wasserstands des Rheins haben wir die Kapazität des Shell Energy and Chemicals Park Rheinland reduziert“,  der aus den Werken Godorf und Wesseling besteht. Wie stark die Kapazität gedrosselt wurde und wann sie wieder erhöht werden soll, ist nicht bekannt.

 

Schwer zu sagen ist auch, wann die Rheinpegel wieder nachhaltig steigen. Zwar dürften sie den Prognosen zufolge aufgrund der für die kommenden Tage gemeldeten Niederschläge kurzzeitig wieder etwas zulegen, mit einem dauerhaften signifikanten Anstieg rechnen Experten jedoch noch nicht.

 

Ausblick

An den Rohstoffbörsen war die Entwicklung Ölpreise zuletzt überwiegend stimmungsgetrieben. Dies dürfte auf kurze Sicht auch erst einmal so bleiben, es sei denn der Iran und die USA schaffen mit einer Einigung über eine Rückkehr zum Atomabkommen Fakten oder die Rezessions- beziehungsweise Nachfragesorgen der Marktteilnehmer werden durch die weitere Entwicklung der Datenlage untermauert. Der preistreibende Effekt, der sich im Inland aus der schwierigen Versorgungslage nicht nur, aber vor allem auch für den Süden Deutschlands ergibt, dürfte noch eine Weile Einfluss zeigen, auch wenn sich die Niedrigwasser-Situation am Rhein in den nächsten Tagen zumindest etwas verbessern könnte.

 

Heute rechnet man mit einer Inlandspreisentwicklung von ca. +0,65 bis +1,25 €/100l, im Vergleich zum Donnerstagmorgen.