Die Aufwärtskorrektur der letzten Tage ist zum Ende der Woche wieder passé und die börsengehandelten Rohölpreise liegen ein gutes Stück niedriger als noch zur Wochenmitte. Für die durchschnittlichen Inlandspreise bedeutet dies ebenfalls ein spürbarer Preisnachlass im Vergleich zu gestern.

 

Pipeline-Ausfall in den USA
Zum Wochenanfang hatte zahlreiche Faktoren den Ölpreis in die Höhe getrieben. Zum einen war es in den USA zu einem Komplettausfall an der wichtigen Keystone Pipeline gekommen. Diese Versorgungsader pumpt normalerweise täglich über 600.000 Barrel, eine Menge die 95,4 Mio. Liter entspricht, von Kanada in den Mittleren Westen und an die Golfküste.

 

Der Betrieb der Keystone Pipeline musste allerdings wegen eines Lecks an der Außenhülle, durch das in der Folge über 14.000 Barrel Rohöl austraten, komplett abgeschaltet werden, was die Versorgungssituation in den USA plötzlich verknappte. Die Ölpreise stiegen in der Folge. Gestern konnte allerdings der größte Teil der Leitung wieder in Betrieb genommen werden, so dass sich die knappe Angebotslage schnell entschärfen dürfte.

 

Unerwartet starke Corona-Lockerungen in China 
Zusätzlich stützten in dieser Woche aber auch die unerwartet starken Corona-Lockerungen in China. Nach Monaten der strengsten Quarantäne- und Lockdownregeln weltweit hat die chinesische Regierung nun offenbar fast ein 180° Wende vollzogen und nahezu alle Beschränkungen aufgehoben.

 

Neben den massiven Protesten der Bevölkerung gegen Zero-Covid dürfte auch die immer deutlichere Schieflage der chinesischen Konjunkturentwicklung zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Die Führung um Präsident Xi Jinping betonte zuletzt immer wieder, dass man den Fokus nun auf die Stabilisierung der Wirtschaft legen werde.

 

An den internationalen Börsen gab diese Entwicklung Auftrieb, denn mit einer Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft dürfte auch die Ölnachfrage des größten Ölimporteurs der Welt steigen. Allerdings warnen immer mehr Experten und Marktbeobachter davor, dass die unkontrollierte Öffnung kurz- und mittelfristig zu massiven Infektionsausbrüchen führen dürfte und allein dadurch die Normalisierung des Ölbedarfs gebremst werden könnte.

 

Inlandspreise ebenfalls nachgebend
Entsprechend bleibt die Aufwärtskorrektur, die die börsengehandelten Rohölpreise in der ersten Wochenhälfte vollzogen haben, ein kurzfristiges Phänomen und die Notierungen geben zum Ende der Woche wieder nach. Bei den durchschnittlichen Heizölpreisen können die Verbraucherinnen und Verbraucher heute mit einem Nachlass von -0,15 bis -0,65 Euro/100l rechnen.