Noch in der letzten Woche waren die börsengehandelten Rohölpreise auf neue Mehrmonatshochs geklettert. Die europäische Referenzsorte Brent kostete damit erstmals seit April auch wieder über 80 Dollar pro Barrel (à 159 Liter). Doch inzwischen ist die Preisrallye wieder ins Stocken gekommen, denn einige Unsicherheitsfaktoren bleiben hartnäckig.
Nachfragesorgen sind Dauergast am Ölmarkt
Dazu gehören vor allem die Prognosen zur Nachfrageentwicklung. Sie hatten in den letzten Monaten immer wieder für Abwärtsdruck gesorgt und jeglichen preisstützenden Faktoren über lange Zeit den Wind aus den Segeln genommen. Entstanden waren sie durch die allgegenwärtige Angst vor einem konjunkturellen Abschwung in großen Volkswirtschaften wie den USA oder China. Und auch um die konjunkturelle Stärke der EU steht es nicht so rosig, wie manch einer hofft.
Die steigende Inflation infolge der zahlreichen Krisen der letzten Jahre hatte die Notenbanken dazu gezwungen, ihre Leitzinsen sukzessive immer weiter anzuheben. Während diese Maßnahme die Preisteuerung wirksam bekämpft, belastet sie gleichzeitig die Wirtschaft und hat zahlreiche Länder in oder nahe an die Rezession getrieben. Und diese geht meist mit einem Ölnachfragerückgang einher, der die Preise an den Ölbörsen immer wieder drückte.
Inflationsrückgang in den USA sorgte für Optimismus
Letzte Woche sorgte dann allerdings der sehr deutliche Inflationsrückgang in den USA für Optimismus, denn damit könnte die US-Notenbank möglicherweise schon bald ihre Zinsen nicht mehr weiter anheben. Entsprechend stiegen die börsengehandelten Rohölpreise deutlich an und erreichten ihre Mehrmonatshochs.
Doch schon am Freitag bekamen die Anlegern an den Ölbörsen wieder kalte Füße und nahmen dank des Preisanstieges lieber ihre Gewinne mit. Die Abwärtskorrektur setzte sich auch gestern zum Wochenstart fort, allerdings deutlich verhaltener als am Freitag. Insgesamt sind die Marktteilnehmer auf Richtungssuche und versuchen, die für den Ölpreis relevanten Marktfaktoren zu bewerten.
China bleibt Sorgenkind
Denn neben dem möglichen Ende der Zinsanhebungen in den USA, dem größten Ölverbraucher der Welt, spielt auch die wirtschaftliche Entwicklung in China eine wichtige Rolle. Die Volksrepublik ist der größte Ölimporteur weltweit und den USA dicht auf den Fersen beim Ölverbrauch. In der ersten Jahreshälfte hatte es in China nach einer fulminanten Erholung im Nachgang der Corona-Pandemie ausgesehen, doch inzwischen zeigen die meisten Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte, dass der Aufschwung mindestens ins Stocken geraten ist.
Erst gestern fiel das Bruttoinlandsprodukt in China enttäuschend aus und sorgte für neue Verunsicherung am Markt. Zwar ist die chinesische Wirtschaft im Jahresvergleich wieder gewachsen, allerdings deutlich geringer als von Experten geschätzt und von den Marktteilnehmern erhofft. Diese fürchten nun, dass die für die zweite Jahreshälfte eigentlich stark erwartete chinesische Ölnachfrage doch abnehmen könnte, was den Ölbörsen wieder einen Dämpfer versetzen würde.
Inlandspreise
Im Inland bleiben die Heizölpreise heute recht stabil und verzeichnen im Vergleich zu gestern nur geringfügige Abschläge. Allerdings ist zu beachten, dass es zur Zeit wegen der großen Trockenheit, die den Wasserpegel am Rhein in den letzten Wochen stark hat sinken lassen, zu Engpässen in der Versorgung kommen kann, so dass die Preisunterschiede zwischen den Regionen recht groß sein können. Im Durchschnitt zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher heute etwa -0,55 bis +0,05 Euro pro 100 Liter im Vergleich zu gestern.