Die Angebotslage am Ölmarkt bleibt angespannt und hat die Rohölpreise in den letzten Tagen immer wieder auf neue Jahreshochs getrieben. Aktuell kratzt die europäische Nordseesorte Brent an den 90 Dollar pro Barrel, die sie zuletzt im Oktober erreicht hatte. Die Preisrallye der ersten Wochenhälfte scheint heute allerdings ins Stocken zu geraten, so dass auch die Heizölpreise erst einmal nicht weiter steigen.
OPEC+ bestätigt laufende Förderkürzungen
Doch auf eine echte Entlastung bei den Inlandspreisen kann kaum gehofft werden, dafür bleibt die globale Marktlage zu knapp. Nicht nur bleibt die Risikoprämie aufgrund der zahlreichen geopolitischen Spannungen erhöht, auch kürzt die OPEC+ weiterhin ihre Fördermengen um fast 6 Millionen Barrel pro Tag. Erst gestern demonstrierte das Produzentenbündnis aus insgesamt 22 Mitgliedsländern wieder große Einigkeit und bestätigte bei ihrer Kontrollsitzung die laufenden Kürzungen bis zum Ende des zweiten Quartals.
Überraschend kam das für die Marktteilnehmer zwar nicht, hatte die OPEC+ doch im Vorfeld schon klar gemacht, frühestens bei der nächsten offiziellen Vollversammlung Anfang Juni über Anpassungen der Fördermengen zu diskutieren. Aber dennoch bleibt die massive künstliche Angebotsverknappung durch die OPEC+ ein Faktor, der die Ölpreise stützt und einen stärkeren Preisrückgang erst einmal verhindert.
US-Ölförderung stagniert – Wachstumspotenzial schon aufgebraucht?
Und die OPEC+ Förderkürzungen sind nicht der alleinige Grund für die knappe Marktlage. So scheint das Wachstumspotenzial der noch letztes Jahr so florierenden US-amerikanischen Ölförderung zunächst aufgebraucht. Wie der gestern erschienene wöchentliche Ölbestandsbericht des US-Energieministeriums (DOE) zeigte, stagnieren die Fördermengen nun schon seit drei Wochen bei etwa 13,1 Millionen Barrel pro Tag und somit leicht unterhalb des Rekordniveaus, das zu Anfang des Jahres erreicht worden war (ca. 13,3 Millionen Barrel pro Tag). In den letzten sechs Monaten 2023 waren die Fördermengen in den USA um etwa 9 Prozent gestiegen.
Inlandspreise mit leichten Abschlägen zu gestern
Somit bleiben am Ölmarkt kaum Faktoren übrig, die für fallende Preise sprechen. Allerdings war der steile Anstieg der letzten Tage möglicherweise etwas zu überhitzt, so dass die Notierungen an den internationalen Ölbörsen heute erst einmal eine kleine Verschnaufpause einlegen. Nach fünf Tagen des Preisanstieges sieht es heute erstmals nach einer leichten Abwärtskorrektur aus. Entsprechend geben auch die Heizölpreise im Vergleich zu gestern Vormittag etwas nach, so dass heute mit Abschlägen von ca. -0,10 bis -0,40 Euro/100l gerechnet werden kann.