Die Ölpreise sind am Dienstag mit leichten Verlusten in den Handel gestartet, nachdem sie zum Wochenauftakt den fünften Anstieg in Folge nach oben geklettert waren. Kurstreiber war einmal mehr die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten, der das weltweite Rohölangebot verknappen könnte.

Die weltweite Referenz-Rohöl-Sorte Brent verzeichnete gestern den größten prozentualen Anstieg an einem einzigen Handelstag und legte um 3,3 % auf 82,30 Dollar je Barrel zu. Die US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) konnte sogar ein Plus von 4,2 % auf 80,06 Dollar je Barrel verbuchen.

OPEC senkt Nachfrageprognose
Das kräftige Kursplus kam zustande, obwohl die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) gestern in ihrem Monatsreport ihre Nachfrageprognose zum ersten Mal seit Juli letzten Jahres gesenkt hat. Als Hauptgrund für die pessimistischere Einschätzung führte das Kartell Bedenken hinsichtlich des Zustands der chinesischen Wirtschaft an.

Die OPEC geht nun davon aus, dass die Nachfrage in diesem Jahr um 2,11 Millionen Barrel pro Tag steigen wird, während sie zuvor von 2,25 Millionen Barrel pro Tag ausgegangen war. Zudem senkte ihre Prognose für das Nachfragewachstum im nächsten Jahr auf 1,78 Millionen Barrel pro Tag, gegenüber zuvor 1,85 Millionen Barrel pro Tag zuvor.

Rücknahme der Förderkürzungen bleibt auf dem Tisch
Der prognostizierte Nachfragerückgang kommt für die OPEC zur Unzeit, da sie in der letzten Woche angekündigt hatte, ab Oktober eine Reihe von Produktionskürzungen rückgängig zu machen. Dazu kommt, dass die die Fördermenge des Kartells bereits jetzt zu hoch und sich im Juli im Vergleich zum Vormonat um weitere 117.00 Barrel pro Tag auf 40,9 Millionen Barrel pro Tag gesteigert hat.

Die OPEC+ hat noch mehr als einen Monat Zeit, um zu entscheiden, ob sie ab Oktober mit der Freigabe des Öls beginnen soll. Man werde in den kommenden Wochen die Ölmarktdaten genauestens analysieren, hieß es aus Reihen der Organisation.

Enttäuschende Nachfrage aus USA und China
Die weltweite Ölnachfrage wird schneller wachsen müssen, um den Anstieg der Produktion aufzufangen, wenn die OPEC ihre Förderkürzungen zurücknimmt. im bisherigen jahresverlauf ist die Entwicklung allerdings eine andere.

Saudische Exporte nach China weiter rückläufig
In den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 sind in China die Rohölimporte um 2,4 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Chinas sinkender Bedarf an Dieselkraftstoff, der durch den zunehmenden Einsatz von LNG-betriebenen Lastkraftwagen bedingt ist, drückt auf die inländische Kraftstoffnachfrage, ebenso wie die schleppende Wirtschaft, die durch eine anhaltende Krise im Immobiliensektor beeinträchtigt wird. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Es wird erwartet, dass die saudischen Exporte nach China im September um 6,5 % sinken werden.

Schwache Dieselnachfrage in den USA
Die schlechten Wirtschaftsdaten aus den USA könnten die Ölmärkte ebenfalls in Bedrängnis bringen. So war beispielsweise die Dieselnachfrage in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um etwa 4 % niedriger als im Jahr 2023.

In den Vereinigten Staaten ist der Ölverbrauch bis Juli im Jahresvergleich zwar insgesamt um 220.000 Barrel pro Tag auf durchschnittlich 20,25 Millionen Barrel pro Tag gestiegen, um aber die Prognose der Regierung von 20,5 Millionen Barrel pro Tag für dieses Jahr zu erreichen, muss die Nachfrage noch weiter steigen.

Summa summarum bleibt es mehr als fraglich, ob die weltweite Nachfrage in diesem Jahr die Höhe erreicht, die zur Aufnahme zusätzlicher Ölkontingente erforderlich ist.

Heizölpreise heute mit deutlichen Aufschlägen
Nachdem heute im frühen Handel Preissteigerungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal +1,05 Euro bis +1,65 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zur Wochenbeginn.