Alle zwei Monate bringt das Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC) die führenden Länder des OPEC-Kartells zusammen, darunter Saudi-Arabien, Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate. Das Gremium, das sich aus führenden Ministern der Allianz zusammensetzt, überwacht die Einhaltung der vereinbarten Förderquoten, spricht Empfehlungen aus und kann sogar eine Vollversammlung der OPEC+ einberufen

Gestern beschloss das Komitee die Ölförderpolitik unverändert beibehalten und erst im März entscheiden zu wollen, ob die freiwilligen Ölförderkürzungen für das erste Quartal verlängert werden sollen oder nicht.

Verlängerung der Förderkürzungen erwartet
Bereits im Vorfeld der Sitzung waren die Teilnehmer an den Ölmärkten davon ausgegangen, dass die OPEC+ die freiwilligen Förderkürzungen bis hinein ins 2. Quartal 2024 verlängern und dem Markt erst in der zweiten Jahreshälfte nur langsam wieder Öl zuführen wird.

Im November vergangenen Jahres hatte sich die OPEC+ nach zähen Verhandlungen mit einigen Mitgliedsländern auf freiwillige Produktionskürzungen in Höhe von insgesamt 2,2 Millionen Barrel (a 159 Liter) pro Tag für das 1. Quartal dieses Jahres geeinigt.

Sollten also die Kürzungen dennoch zu Ende März rückgängig gemacht werden, würde die OPEC+ ab Anfang April diese 2,2 Millionen Barrel wieder auf den Markt bringen. Dennoch würden die zuvor vereinbarten Produktionskürzungen in Höhe von 3,66 Millionen Barrel weiter in Kraft bleiben.

Experten einig: Nur Saudis können Preisrutsch verhindern
Angesichts des grundsätzlich überversorgten Ölmarkts sind sich Rohstoffexperten einig in der Einschätzung, dass die Ölpreise weiterhin von Saudi-Arabien und der OPEC+ gestützt werden müssen. Erst am Dienstag hatte die saudische Regierung die staatliche Ölgesellschaft Aramco angewiesen, ihre Pläne zur Kapazitätserweiterung bei der Ölförderung zu stoppen. Anstatt 13 Millionen Barrel sollen zukünftig nur noch 12 Millionen Barrel pro Tag gefördert werden.

Ölangebot wird 2024 neues Rekordhoch erreichen
Die in Paris ansässige Internationale Energieagentur (IEA) erwartet unterdessen, dass das weltweite Ölangebot im Jahr 2024 einen neuen Höchststand erreichen wird. Als Treiber dieser für Industrie und Verbraucher erfreulichen Entwicklung wird dabei die Rekordproduktion der USA, Brasiliens, Guyanas und Kanadas genannt.

Volkswirte passen Preiserwartungen einmal mehr nach unten an
Vor diesem Hintergrund muss man auch die am Mittwoch veröffentlichte monatliche Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zur erwarteten weiteren Entwicklung der Ölpreise betrachten. Die 38 befragten Ökonomen und Analysten haben im Januar zum mittlerweile dritten Mal in Folge ihre Erwartungen nach unten genommen.

Für die Atlantiksorte Brent-Rohöl prognostizieren sie für dieses Jahr einen Durchschnittspreis von 81,44 Dollar (zuvor 82,56 Dollar), für US-Rohöl der Sorte WTI 77,26 Dollar gegenüber 78,84 Dollar in der Dezember-Umfrage.

Die Experten verweisen dabei auf die Rekordproduktion im Westen und das verhaltene globale Wirtschaftswachstum. Zudem schätzten die meisten der befragten Analysten die Auswirkungen der Spannungen im Nahen Osten auf die Ölpreise als minimal ein, da die Produktion in der Region nicht beeinträchtigt wird.

Heizölpreise geben nach
Gerüchte über einen anstehenden Waffenstillstand haben die Ölpreise gestern an den Weltmärkten kräftig unter Druck gesetzt. Angesichts der nachgebenden Kurse an den Rohölbörsen, ergeben sich heute bei den den Inlandspreisen Preisabschläge. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet, je nach Region, etwa -2,05 bis -2,75 Euro weniger als noch am Donnerstag.