Die Risikoprämie in Sachen Nahostkonflikt wird kleiner, nachdem ein Übergreifen auf andere Länder in der Region bisher ausgeblieben ist. Dies macht sich auch an den Ölmärkten bemerkbar, denn stärkere Angebotsausfälle waren bisher nicht zu beklagen. Entsprechend haben die börsengehandelten Rohölpreise wieder etwas nachgegeben und die Anleger konzentrieren sich vermehrt auf die Nachfrageseite.

 

Die sieht nämlich mancherorts alles andere als rosig aus. Vor allem China ist und bleibt in Sachen Ölnachfrage ein Sorgenkind, denn die konjunkturelle Erholung nach den jahrelangen strengen Coronabeschränkungen verläuft auch weiterhin nicht so glatt wie gehofft. Die in dieser Woche erschienenen Wachstumsdaten aus der Volksrepublik fielen wenig optimistisch aus und so fürchtet man am Ölmarkt, dass mit einer Abkühlung der chinesischen Wirtschaftsleistung auch die Ölnachfrage zurückgeht.

 

Während dies die akute Angebotsknappheit aufgrund der OPEC+ Kürzungen und der knappen Lagerbestände weltweit etwas abfedern dürfte, fürchten die Marktteilnehmer auf längere Sicht einen Einbruch der Ölnachfrage, der auch die Ölpreise wieder massiv unter Druck bringen könne. Denn nicht nur in China bleibt die konjunkturelle Entwicklung wacklig. Mit den hohen Zinssätzen in der EU und den USA ist auch in anderen Volkswirtschaften die Rezessionsgefahr nicht komplett verschwunden.

 

Mit entsprechend großem Interesse wird deshalb heute Abend der Zinsentscheid der Fed erwartet. Wahrscheinlich wird die US-Notenbank ihre Zinsen im November nicht weiter anheben. Schon letzte Woche hatte die EZB erstmals nach zehn Erhöhungen in Folge den Leitzins unverändert belassen. Während die Zinspause zwar für eine Entlastung der Wirtschaft sorgen dürfte, hatten die Notenbanker diesseits und jenseits des Atlantiks zuletzt aber immer wieder klar gemacht, dass die Zinssätze noch lange auf hohem Niveau bleiben müssten, um die nach wie vor zu hohe Inflation zu bekämpfen.

 

Während die Rohölpreise in dieser Woche erneut unter Druck kommen und der Preisanstieg infolge des Hamas-Angriffes auf Israel schon fast wieder ausgeglichen ist, ergeben sich heute bei den Inlandspreisen dennoch leichte Aufschläge im Vergleich zu gestern Vormittag. Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen demnach zwischen ca. +0,10 bis +0,90 Euro pro 100 Liter mehr als am Dienstagmorgen.