Obwohl die börsengehandelten Rohölpreise in der vergangenen Woche zeitweise wieder unter 100 Dollar lagen, scheinen die Marktteilnehmer derzeit noch nicht davon überzeugt, dass Preisniveaus unter dieser Marke mittelfristig zu rechtfertigen sind. Entsprechend steigen die Rohölbörsen in dieser Woche wieder. Im Inland wirkt der erstarkende Euro den Preissteigerungen jedoch entgegen.
Angebotssituation bleibt knapp – OPEC fördert auf Sparflamme
Gestützt wird der internationale Ölmarkt nach wie vor von einer sehr knappen Angebotssituation, die sich mit dem russischen Krieg in der Ukraine immer weiter verschärft. Ein Besuch des US-Präsidenten im Nahen Osten, bei dem Joe Bidenan an die dortigen Produzentenländer auch für eine Anhebung der Rohölförderung appelliert hatte, brachte keine konkreten Erfolge, so dass der Ölhahn der OPEC weiterhin eher tröpfelt statt fließt.
Wackelfaktor Nord Stream-Pipeline
Zusätzlich verstärkte gestern die Meldung über eine Force Majeure, die der russische Energiekonzern Gazprom rückwirkend für Energielieferungen an den deutschen Versorger Uniper erklärt haben soll. Mit einer solchen Klausel können Unternehmen sich gegen Vertragsstrafen schützen, sollten sie den vereinbarten Lieferverpflichtungen auf Grund unvorhersehbarer äußerer Umstände, die außerhalb des eigenen Einflussbereiches liegen, nicht nachkommen können.
Damit steigen die Sorgen der Marktteilnehmer, dass Russland die Erdgaslieferungen nach Europa über die Nord Stream 1 Pipeline nach Abschluss der regulären Wartungsarbeiten nicht wieder aufnehmen könnte. Diese hatten letzte Woche begonnen und sollen eigentlich diesen Donnerstag beendet werden. Viele Marktbeobachter fürchten aber, dass Moskau seine Energielieferungen auch weiterhin als Waffe nutzen wird und die Mengen zumindest gedrosselt werden.
Starker Euro macht Inlandspreise günstiger
Während die Preise für Rohöl also steigen, verschafft bei den Inlandspreisen für Heizöl vor allem der sich gegenüber dem Dollar steigende Euro den Verbraucherinnen und Verbrauchern etwas Erleichterung, denn er macht in Dollar gehandeltes Öl günstiger für Investoren aus dem Euroraum. Entsprechend sind heute im Bundesgebiet im Vergleich zu gestern Abschläge von -2,35 bis -3,15 Euro pro 100 Liter möglich.