Es war keine wirkliche Überraschung am Ölmarkt, als Russland und Saudi-Arabien am Wochenende bestätigten, ihre massiven Förderkürzungen auch im Dezember fortsetzen zu wollen. Dennoch setzten die beiden OPEC-Schwergewichte damit erneut ein Zeichen und machten klar, dass der Ölpreis aus ihrer Sicht auch weiterhin über künstliche Angebotsverknappungen gestützt werden müsse. Marktbeobachter rechnen zudem damit, dass die Maßnahme der beiden Länder ins neue Jahr verlängert werden wird.
Die OPEC und ihre Partner (OPEC+) nehmen seit Jahren schon immer wieder auch größere Mengen Öl vom Markt, indem sie ihre Fördermengen drosseln. Sie können damit den Markt direkt beeinflussen und effektiv den Ölpreis korrigieren – oder stabilisieren, wie die OPEC+ es nennt. Aktuell haben Saudi-Arabien und Russland diese Förderkürzungen durch zusätzliche freiwillige Drosselungen noch ausgeweitet, so dass die 23 Mitgliedsländer insgesamt etwa 3,6 Mio. Barrel täglich zurückhalten.
Von diesen Kürzungen trägt Riad den Löwenanteil, seit das Königreich im Sommer eine freiwillige Zusatzkürzung von 1 Mio. Barrel pro Tag eingeführt hat. Auch Russland, neben Saudi-Arabien nach wie vor der wichtigste Ölproduzent innerhalb der Gruppe, kürzt aktuell freiwillig täglich 300.000 Barrel seiner Ölexporte. Im September hatten die beiden Länder angekündigt, ihre freiwilligen Kürzungen bis zum Jahresende fortzusetzen, sagten aber gleichzeitig, dass diese Maßnahme von Monat zu Monat überprüft werde.
Dass sie nun für Dezember eine beschlossene Sache ist, lässt die meisten Ölmarktexperten mit einer Verlängerung auch ins kommende Jahr rechnen. So kommentiert etwa Marktanalyst Giovanni Staunovo von der Schweizer UBS Group: „Wir glauben, dass diese freiwilligen Angebotskürzungen wahrscheinlich bis ins erste Quartal 2024 hinein verlängert werden – angesichts der saisonal schwächeren Ölnachfrage zu Beginn eines jeden Jahres, der anhaltenden Sorgen um das Wirtschaftswachstum und des Ziels der Produzenten und der OPEC+, die Stabilität und das Gleichgewicht des Ölmarktes zu unterstützen“.
Im Dezember steht auch die nächste OPEC+ Vollversammlung im Kalender, bei der alle 23 Mitgliedsstaaten der OPEC+ über die Förderpolitik beraten. Auch hier gehen die meisten Analysten davon aus, dass die bestehenden Förderquoten beibehalten oder wenn, dann nur geringfügig korrigiert werden. Eine anhaltende Angebotsverknappung zwischen 3 und 4 Mio. Barrel pro Tag würde die Ölpreise auch im neuen Jahr an einer nachhaltigen Abwärtskorrektur hindern.