Angesichts der gestern zu Ende gegangenen wichtigen Tagung der Kommunistischen Partei Chinas steht nun endgültig fest, dass die oberste Führung keine größeren Maßnahmen zur Ankurbelung der Nachfrage oder zur Eindämmung der Immobilienkrise des Landes plant. Die Ölpreise waren in Erwartung dieses Ausgangs bereits über den Wochenverlauf hinweg unter Druck geraten.
Ökonomen rechnen unter Trump mit niedrigeren Ölpreisen
Abseits der Lage im Reich der Mitte richtet sich der Blick an den Ölmärkten zunehmend auf die Entwicklungen in den USA. In den Analyse-Abteilungen der internationalen Großbanken werden derzeit zwei Szenarien durchgespielt: Joe Biden bleibt oder Donald Trump wird abermals US-Präsident.
In letzterem Falle wird erwartet, dass Trump viele der energie- und klimapolitischen Maßnahmen von Präsident Joe Biden einstampft – oder es zumindest versuchen wird. Viele Ökonomen rechnen zudem damit, dass Trump die Außenpolitik der Biden-Administration im Nahen Osten rückgängig machen wird, was niedrigere Ölpreise zur Folge haben dürfte.
Klimaschützer geschockt vom Kandidaten für Posten des Vizepräsidenten
Am Montag hatte Trump bekanntgegeben, Senator J.D. Vance für den Posten des Vizepräsidenten ausgewählt zu haben. Umweltschützer kritisierten diesen Schritt scharf, da sie in Vance einen Leugner des Klimawandels und einen „Ausverkäufer des Erdöls“ sehen, der die weitere Förderung fossiler Brennstoffe stark unterstützen werde.
Laut Klimaschützern leugne Vance – wie auch Trump – den vom Menschen verursachten Klimawandel, verachte erneuerbare Energien und gelte im US-Kongress als einer der größten Empfänger von Spenden durch Ölkonzerne.
JP Morgan: Ölpreise könnten 2025 auf 100 Dollar steigen
Wie sich an zwei aktuellen Preisprognosen zeigt, scheinen einigermaßen einheitliche Schätzungen für die weitere Entwicklung der Ölpreise durchaus schwierig zu sein Laut einer Kundenmitteilung von JP Morgan könnten die WTI-Rohölpreise im kommenden Jahr auf 100 Dollar pro Barrel ansteigen, da es für die Produzenten weniger Anreize gebe, die Produktion zu steigern.
Die Investmentbank schätzt, dass der Gleichgewichtspreis für WTI-Öl, also der Preis, bei dem das Angebot an Waren der Nachfrage entspricht, derzeit bei etwa 70 Dollar pro Barrel liegt. Ein Preis von 60 Dollar pro Barrel für WTI-Rohöl wäre deutlich zu niedrig, um Anreize für die Produktion zu schaffen, was in der Folge zu einem Anstieg auf 100 Dollar pro Barrel führen könnte.
Insgesamt gehen die Analysten in den Banken davon aus, dass die Ölpreise im dritten Quartal, welches die Hauptnachfragesaison in der nördlichen Hemisphäre beinhaltet, im Bereich von 80 US-Dollar gut unterstützt sind.
ING sieht Ölpreise im nächsten Jahr um 10 % fallen
Die niederländische Großbank ING beispielsweise prognostiziert für das dritte Quartal 2024 einen Preis von 88 Dollar pro Barrel für Rohöl der Sorte Brent. Für 2025 wird dann allerdings ein Rückgang in Höhe von rund 10 % auf 80 Dollar pro Barrel prognostiziert.
Das größte Risiko für diese Prognose besteht laut ING darin, dass die OPEC+ beschließt, ihre Förderkürzungen in vollem Umfang beizubehalten, was das Marktdefizit bis ins Jahr 2025 verlängern könnte.
Heizölpreise mit Abschlägen
Angesichts der Tatsache, dass heute im frühen Handel leichte Preisabschläge für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, brauchen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal –0,25 Euro bis -0,65 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch am Donnerstag.