Eine unbeständige Woche mit extremen Kursschwankungen geht an den Ölbörsen zu Ende. Die Unsicherheit der Anleger bleibt hoch, denn während auf der einen Seite die Gefahr eines globalen wirtschaftlichen Abschwunges immer realer wird, bleibt die Angebotslage auf dem Ölmarkt weiterhin extrem knapp. Dieses Spannungsfeld dürfte auch zukünftig noch für erhöhte Volatilität sorgen.

 

Es ist vor allem die restriktive Geldpolitik der Notenbanken, die immer wieder neue Rezessionsängste entfacht. Denn um die weltweit steigende Inflation einzudämmen, werden allerorten die Leitzinsen erhöht. Mit steigenden Leitzinsen wächst jedoch die Sorge, dass sie in Kombination mit der allgemeinen Krisenlage durch den Ukrainekrieg einen konjunkturellen Abschwung eingeläutet werden könnte, der die Ölnachfrage killen würde.

 

Unsicherheit auf der Nachfrageseite kommt auch aus China, wo nach wie vor die Gefahr neuer, flächendeckender Lockdowns besteht. Von der Angebotsseite bleibt der Markt hingegen weiterhin unterversorgt. Nicht nur die fehlenden russischen Ölmengen machen sich am Ölmarkt bemerkbar, auch die OPEC+ bleibt schon seit Monaten hinter den geplanten Fördermengen zurück und in zahlreichen Produzentenländern kommt es zu Problemen bei der Ölförderung.

 

Aus dem Spannungsfeld zwischen Nachfragesorgen, die den Ölpreis belasten, und Angebotsknappheit, die die Preise stützt, ergibt sich eine erhöhte Unsicherheit, die den Ölmarkt fest im Griff hat. In Analystenkreisen bereiten die komplexen Marktaussichten ebenfalls Kopfzerbrechen und haben zu sehr unterschiedlichen Prognosen geführt. Während etwa die Großbank JPMorgan den Ölpreis durchaus bei 380 Dollar sieht, geht man bei der Citigroup von einem Preisniveau von 65 Dollar zum Jahresende aus.

 

Diese hohe Diskrepanz macht deutlich, wie unwägbar der Ölmarkt aktuell ist. Klar ist, dass die Kursschwankungen auch in der näheren Zukunft sehr hoch bleiben dürften, was sich immer wieder auch auf die Inlandspreise überträgt. Bei diesen zeigen sich deshalb heute im Vergleich zu gestern entsprechend hohe Aufschläge und Verbraucherinnen und Verbraucher müssen für 100 Liter im Durchschnitt etwa +6,25 bis +7,25 Euro mehr bezahlen.