Die Ölpreise zeigen sich am Freitagmorgen weiterhin leicht im Plusbereich und notieren dabei auf den Niveaus, die sie bereits vor einer Woche innehatten. Bereits gestern war die Atlantiksorte Brent um 52 Cent bzw. 0,6% auf 83,27 Dollar pro Barrel gestiegen, während die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) um 60 Cent bzw. 0,8% auf 79,23 Dollar zulegen konnte.
Die Preisentwicklung in dieser Woche war bislang verhalten, da sich preistreibende und preisdämpfende Faktoren weitgehend gegenseitig aufhoben. Die Folge daraus war die engste wöchentliche Preisspanne – weniger als 3 Dollar pro Barrel für Brent – seit März.
OPEC und IEA verunsichern mit gegensätzlichen Prognosen
Als Gründe für die aktuelle Seitwärtsbewegung führen Marktteilnehmer die wenig klaren Impulse an, die in dieser Woche von den Monatsberichten und den darin enthaltenen unausgewogenen Nachfrage- und Angebotsprognosen der OPEC und der Internationalen Energie Agentur (IEA) gekommen sind.
Während die OPEC in ihrem aktuellen Monatsbericht mit einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 2,25 Millionen Barrel pro Tag für das Jahr 2024 und um 1,85 Millionen Barrel pro Tag für das Jahr 2025 rechnet, nahm die IEA in ihrem Report ihre Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage in diesem Jahr nach unten.
Anspannung vor OPEC-Treffen wächst
Trotz der jüngsten Seitwärtsbewegung bleibt allerdings festzuhalten, dass die Ölpreise in diesem Jahr bislang um etwa 11% gestiegen sind. Dies nicht zuletzt, da die OPEC+ ihre Produktion gedrosselt hat, um ein zu großes Ölangebot am Markt zu verhindern.
Im Vorfeld des Treffens am 1. Juni, bei dem das Kartell über die Fortsetzung der Kürzungen entscheiden wird, kämpfen die Mitglieder mit der heiklen Frage, wie viel Öl sie fördern können. Mehrere große Exporteure streben eine Anhebung ihrer Fördermengen an, um sich das Recht zu sichern, ab 2025 mehr Rohöl zu fördern.
Hoffnung auf Zinssenkungen
Stützend für die Ölpreise war in dieser Woche die Meldung, dass sich mit den Verbraucherpreisen die US-Inflation zum ersten Mal seit sechs Monaten abgekühlt hat. Dieser Fakt hat an den Märkten die Hoffnung auf Zinssenkungen in der weltweit größten Volkswirtschaft befeuert.
Niedrigere Zinsen gelten als Wirtschaftstreiber, was wiederum den Ölpreis stützen würde. Für Europa erwarten die Ökonomen, dass die EZB den Leitzins ab Juni bis zum Jahresende um 0,75% auf etwa 3,25% senken wird.
G7 warnen Israel vor Eskalation in Rafah
Dagegen wurde die geopolitische Risikoprämie, die durch die Spannungen im Nahen Osten entstanden war, auch in dieser Woche weiter abgebaut. Zuletzt hatten die Außenminister von 13 Staaten Israel in einem Brief vor einer umfassenden Militäroffensive in der Stadt Rafah gewarnt. Demnach haben bis auf die USA alle Staaten der Gruppe der sieben großen Industrienationen (G7) das Schreiben unterzeichnet.
Heizölpreise ziehen an
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute im frühen Handel deutlicher zulgen, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region etwa +0,75 bis +1,25 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Donnerstag.