Die Ölpreise haben am Freitag trotz leichter Abschläge den ersten wöchentlichen Anstieg seit acht Wochen verbucht. Brent-Öl gab um 6 Cent auf 76,55 Dollar je Barrel nach, US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) schloss mit einem Minus von 15 Cent bei 71,43 Dollar je Barrel. Der Stimmungsumschwung wurde zum großen Teil durch die Zusage der US-Notenbank, die Zinsen im nächsten Jahr zu senken, ausgelöst. Denn niedrigere Zinsen stimulieren in der Regel die Wirtschaft, was wiederum einen höheren Ölkonsum zur Folge hat.
Zunehmende Sorgen vor Störung der Handelsrouten
Neben der bevorstehenden Trendwende an den US-Zinsmärkten könnten in Kürze die sich ausweitenden Sorgen vor einer größeren Störung der Handelsrouten die Ölpreise stützen. Denn dr Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Terrororganisation Hamas zieht immer weitere Kreise.
Huthi-Miliz nimmt Suezkanal ins Visier
Zwei große Frachtunternehmen, darunter MSC, die größte Containerschifffahrtslinie der Welt, hatten am Samstag erklärt, den den Suezkanal meiden zu wollen, da die militanten Houthi im Jemen ihre Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer verstärkten.
Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen hat als Reaktion auf den Gaza-Krieg Schiffe auf einer Route angegriffen, die es dem Ost-West-Handel, insbesondere dem Ölhandel, ermöglicht, den Suezkanal zu nutzen. Das spart den Reedereien Zeit und die Kosten, da so die Umschiffung Afrikas vermieden werden kann.
Zwei Schiffe im Roten Meer beschädigt
Die unter liberianischer Flagge fahrende MSC Palatium III wurde nach Angaben der Huthi am Freitag in der Bab al-Mandab-Straße vor Jemen, am südlichen Ende des Roten Meeres, mit einer Drohne angegriffen. Es wurden keine Verletzten gemeldet, aber das Schiff erlitt einen Brandschaden und musste einen Hafen anlaufen, teilte MSC in einer Erklärung mit. Ein weiteres unter liberianischer Flagge fahrendes Schiff, die Al Jasrah der in Hamburg ansässigen Reederei Hapag-Lloyd, wurde nach Angaben des US-Militärs ebenfalls am Freitag von einer Rakete getroffen.
Drei Reedereien stoppen Transporte durchs Rote Meer
Die dänische Reederei A.P. Moller-Maersk (MAERSKb.CO) pausierte am Freitag bis auf weiteres alle Containertransporte durch Bab al-Mandab und schloss sich am Samstag der in der Schweiz ansässigen MSC und der französischen Reedereigruppe CMA CGM an. „Die Situation verschlechtert sich weiter und die Sorge um die Sicherheit nimmt zu“, teilte CMA CGM in einer Erklärung mit.
Kap der guten Hoffnung als teure Ausweichroute
MSC kündigte an, einige Transporte um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas herum zu leiten. Dadurch würden sich die Fahrtzeiten von Schiffen, die für die Durchfahrt durch den Suezkanal gebucht sind, je nach Geschwindigkeit um bis zu 31 Tage verlängern – das bedeutet höhere Kosten und Lieferverzögerungen.
Versicherungsprämien ziehen an
Die deutlichsten unmittelbaren Folgen der Eskalation zeigten sich in einem Anstieg der Versicherungskosten: Der Anstieg der Kriegsrisikoprämien im Roten Meer führt nach Angaben des Branchendienstes „Lloyd’s List Intelligence“ zu Mehrkosten von mehreren zehntausend Dollar für eine siebentägige Fahrt.
Huthi greifen Badeort an
Die Huthi haben in den letzten Wochen ihre Angriffe auf die Schifffahrt verstärkt und auch Drohnen und Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Am Samstag wurde der Badeort Eilat am Roten Meer getroffen. Mit den Attacken wollen die Huthi die vom Iran unterstützte palästinensisch-islamistische Hamas-Gruppe unterstützen, die Israel im Gazastreifen bekämpft.
Sicherung der Handelsrouten hat jetzt Priorität
Nach den Angriffen vom Freitag wurden die Sicherungsmaßnahmen für die Schifffahrt in der Krisenregion deutlich ausgeweitet. So teilte das US-Zentralkommando teilte mit, dass der Lenkwaffenzerstörer Carney am Samstagmorgen 14 Drohnen abgeschossen habe, die von den Huthi im Roten Meer gestartet worden waren. In einer Erklärung hieß es, es handele sich um Einweg-Angriffsdrohnen, die ohne Schaden für die Schiffe abgeschossen worden seien.
Auch Großbritannien erklärte, eines seiner Kriegsschiffe, die „HMS Diamond“, habe eine mutmaßliche Angriffsdrohne abgeschossen, die auf Handelsschiffe gerichtet war. Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps warnte, die Angriffe auf Handelsschiffe in der Region stellten eine direkte Bedrohung für den internationalen Handel und die Sicherheit auf See dar.
Rebellenmiliz widerspricht sich…
Die Huthi, die einen Großteil des Jemen beherrschen, haben sich verpflichtet, ihre Angriffe fortzusetzen, bis Israel seine Offensive einstellt. Am Freitag erklärte die Rebellenmiliz abermals, dass sie nur Schiffe angriffen, die nach Israel unterwegs waren. Sowohl die Palatium III als auch ein weiteres bedrohtes MSC-Schiff, die Alanya, gaben jedoch Dschidda in Saudi-Arabien als Zielort an, wie aus den Daten des Schiffsverfolgungs- und Seeanalyseanbieters MarineTraffic hervorgeht.
…aber erklärt Gesprächsbereitschaft
Am Samstag erklärte ein Huthi-Sprecher, die Gruppe habe unter Vermittlung des Omans Gespräche mit ungenannten „internationalen Parteien“ über ihre Operationen im Roten Meer und im Arabischen Meer aufgenommen – was darauf hindeuten könnte, dass die Miliz möglicherweise zu einer Deeskalation bereit ist.
Bab al-Mandab ist eine der weltweit wichtigsten Routen für die Verschiffung von Rohstoffen auf dem Seeweg, insbesondere von Rohöl und Treibstoff aus dem Golf, die über den Suezkanal oder die nahe gelegene SUMED-Pipeline nach Westen in Richtung Mittelmeer transportiert werden, sowie von Rohstoffen, die nach Osten in Richtung Asien gehen, darunter russisches Öl.
Heizölpreise mit leichten Aufschlägen
Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute Morgen leicht anziehen, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +0,65 bis +1,25 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zum Wochenschluss.